Gerade hat er noch die Narrenkappe als OGV-Elferrat getragen und im Männerballett die Beine geschwungen. Doch nach Aschermittwoch ist auch für Mehran Haghshenas der Alltag wieder eingekehrt.
Karben. Seine erste Begegnung mit der deutschen Faschingskultur war prägend. „Das war ein Kulturschock“, sagt er rückblickend. In voller Blüte erlebte er die Karnevalszeit in Saarbrücken 1982. Dort war Mehran Haghshenas nach wochenlanger Flucht aus dem Iran angekommen. Mehr mag er über die Erlebnisse und die Gründe zur Flucht nicht erzählen.
Umso überwältigender waren die kostümierten Menschen, die in vollen Sälen ausgelassen feierten. Aber Mehran Haghshenas war auch fasziniert, wie offen die Menschen waren. Und so ließ sich der damals 21-Jährige auf das Feiern ein: „Ich habe mit den Mädchen getanzt“, lacht er.
Der Alltag rückte schnell wieder ins Blickfeld. Der Iraner wollte in Deutschland Fuß fassen. Er bemühte sich um Ausbildung und fand Aufnahme in einem einjährigen Studienkolleg in Saarbrücken. „Hier konnte ich mein Abitur nachholen“, sagt Haghshenas. Damit einher ging die Zusicherung einer Aufenthaltserlaubnis.
Geheiratet im Römer
1984 bekam er einen Studienplatz an der Fachhochschule in Frankfurt am Main in der Fachrichtung Ingenieurswesen/Informatik. Nach vier Jahren beendet Mehran Haghshenas erfolgreich sein Studium und findet 1988 gleich eine Anstellung als Softwareentwickler in einem Unternehmen. Heute arbeitet er als Systemadministrator. Auch in Frankfurt hält er es wie schon in Saarbrücken; Mehran lässt sich auf die Leute ein, sucht und findet den Kontakt zu den Kommilitonen. So lernt er auch 1985 seine heutige Frau, Ekaterini Giannakaki, kennen. Die junge Griechin studiert an der Goethe-Universität Germanistik. 1991 wird geheiratet, „im Römer“, erinnern sich beide gern zurück. „Ich habe bei der Heirat meinen Mädchennamen behalten“, erklärt Giannakaki. Ein Doppelname mit beiden schwierigen Nachnamen wäre zu kompliziert gewesen. Die Töchter Miriam, die heute schon flügge geworden ist und studiert, und Sara werden geboren. Eine Gesetzesänderung nehmen die beiden Eheleute, auch für ihre Kinder, wahr: Im Jahr 2000 werden sie, dank den Regelungen der Doppelten Staatsangehörigkeit, deutsche Staatsbürger.
Ein Häuschen im Grünen lockt die Familie 2001 nach Karben. Auch dass die Kinder in der Großstadt aufwuchsen, gefiel den Eltern nicht. In Karben haben die Eheleute schnell Anschluss gefunden, „schon durch die Kinder“, sagt Ekaterini Giannakaki, die sich seit zehn Jahren im Karbener Ausländerbeirat engagiert.
Das Hobby der älteren Tochter brachte für Mehran Haghshenas gleich einen „Job“ als Elferrat ein, denn Miriam, die in der Ginnheimer Garde tanzte, schloss sich der Garde beim OGV Klein-Karben an. Hier wurden nun Väter als Elferräte gesucht, so Haghshenas. Und so saß er gleich in der Faschingssitzung als Elferrat neben Sitzungspräsidentin Inge Schlösser. „Ich wusste gar nicht, was zu tun war. Aber Inge Schlösser sagte: ’Mach mir alles nach’. Und so bin ich aufgestanden, wenn sie aufstand; und ich habe mit dem Arm gewinkt und Helau gerufen, wenn sie es tat“, erinnert er sich. Seit dem Jahr 2002 ist er nun schon zweiter Vorsitzender im OGV. Und die Haghshenas führen eine Tradition im OGV-Fasching fort, denn das ist nicht nur eine Herzenssache, sondern oft auch eine Familienangelegenheit. Mittlerweile tanzt auch die jüngere Tochter Sara in der OGV-Garde mit. Sie ist außerdem noch als Oberstufensprecherin in der Schülervertretung aktiv und absolviert demnächst ihre Abiturprüfungen.
Sich einbringen
Seit etwa einem Jahr ist Mehran Haghshenas auch zweiter Vorsitzender im Deutsch-Ausländischen Freundschaftskreis. „Jochen Schmitt hat mich angesprochen, den ich ja gut kenne durch das OGV-Männerballett“, sagt Mehran. Der alte Vorstand, der über Jahrzehnte den DAF erfolgreich geführt habe, wollte aufhören. Und er habe die Aufgabe gern übernommen. Er findet es wichtig, dass Menschen, die aus anderen Ländern hierher kommen, sich in die Gesellschaft einbringen und sich nicht abkapselten. Das bringe nur Probleme, so Haghshenas. Er habe deswegen immer Anschluss gesucht. Er sei beeindruckt davon, wie in Deutschland die Menschen anderen helfen und unterstützen, ohne großes Aufhebens. Da wolle er etwas zurückgeben.