Eines der wohl erfolgreichsten Online-Spiele der Welt nennt sich „Second Life“ – zweites Leben. Millionen von Menschen rund um den Globus klicken sich regelmäßig ins Internet und bilden eine virtuelle Gemeinschaft, in der jeder sich selbst und sein Leben so inszenieren kann, wie er möchte. Man wählt ein bestimmtes Aussehen und kann dieses durch – kostenpflichtige – Accessoires nach Bedarf designen. Die Menschen, die man treffen, mit denen man kommunizieren, handeln, flirten möchte, sucht man sich selbst aus. Wenn man genug von ihnen hat, kann man sie austauschen. Eine zweite Welt wird gestaltet, in der es Autos, Bars, Hotels, Diskotheken und Firmen gibt. Wie im richtigen Leben geht es im virtuellen Leben um Erfolg, Anerkennung und Geld.
Was fasziniert so viele junge Menschen an diesem Spiel mit der schönen, neuen Welt? Es suggeriert: Egal wer du bist und wie dein Leben aussieht, in „Second Life“ hast auch du eine Chance und kannst dein Leben gestalten, wie du willst. Hier kannst du das holen, was dir im Alltag verwehrt bleibt.
Jesus ging einen anderen Weg. Er hat sich den Realitäten des wirklichen Lebens gestellt, weil er durchgehend an die Liebe Gottes, auch mitten im unheilvollen Alltag glaubte. Die Liebe Gottes verließ ihn nicht im Tod. Mit der Auferstehungsbotschaft zu Ostern wird auch uns ein uneingeschränktes Leben aus der Kraft Gottes zugesagt. Christus spricht zu uns: „Ich lebe und ihr sollt auch leben!“ (Joh. 14,19). Sein „Zweites Leben“ nach Ostern ist ein völlig anderes als das virtuelle „Second Life“, das von uns arrangiert werden kann. Es ist ein grenzenloses und weltumspannendes Verbreiten der Liebe Gottes.
„Jesus lebt, mit ihm auch ich!“, heißt es in einem alten Gesangbuchlied. Und darum geht es auch in einem „Dort“, das uns jenseits unserer Vorstellungskraft nach dem Tod erwartet. Gottlob, mit der Osterbotschaft im Herzen und im Rücken sind wir immer online mit dem „Ersten Leben“, ein Leben aus erster Hand, ein Lebenaus der Liebe Gottes.
Matthias Gärtner,
Pfarrer in Dortelweil