Bad Vilbel. Um die Professionalierung des Stadtmarketing-Vereins voranzutreiben, hat sich bereits vor zwei Jahren ein sogenannter Lenkungsausschuss gegründet, der jetzt seine Ergebnisse jetzt vorstellte. Neu ist unter anderem ein Citymanager, der Ansprechpartner sein soll. Doch nicht alle Parteien waren in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung damit einverstanden.
Die Stadt Bad Vilbel wächst und wächst. Mittlerweile ist die Quellenstadt die größte im Wetteraukreis. Um diesem Wachstum gerecht zu werden, soll das Stadtmarketing professionalisiert und ausgebaut werden. Dafür votierte eine große Mehrheit in der jüngsten Stadtverordntenversammlung.
Jürgen Werner (CDU) führte aus, dass mit dem Beschluss ein Zuschussvertrag zwischen der Stadt und dem Verein »Stadtmarketing« über fünf Jahre geschlossen wird. Die Zuschusssumme soll jährlich ab 2025 um vier Prozent erhöht werden.
Büro künftig in
der Frankfurter Straße
Das Thema »Tourismus« soll mit einer halben Stelle ebenfalls im Stadtmarketing angesiedelt werden. Dabei handelt es sich um eine Überleitung vom Fachdienst Tourist-Info/Kur- und Bäderverwaltung zum Stadtmarketing. Das führe dazu, dass sich der Barzuschuss an das Stadtmarketing entsprechend erhöht. Dies bedeutet für den Haushalt der Stadt keine Erhöhung, sondern nur eine Überleitung von Personalkosten im Fachdienst zu Sachkosten an das Stadtmarketing. Die Barzuschüsse inklusive Tourismus sind: 195 050 Euro (2023), 275 000 (2024), 286 000 (2025), 297 440 (2026) und 309 338 Euro (2027).
Das Stadtmarketing soll künftig sein Büro in der Innenstadt haben. Vorgesehen sind die Räumlichkeiten im heutigen Bürgerbüro in der Frankfurter Straße 74. Dem Stadtmarketing werden die Räumlichkeiten fünf Jahre mietfrei zur Verfügung gestellt. Das Stadtmarketing zahlt die Nebenkosten. »Der Einzug erfolgt, wenn das Bürgerbüro ins sanierte Kurhaus umgezogen ist«, so Werner weiter. Die Stadt übernehme die monatliche Nettokaltmiete in Höhe von derzeit 2100 Euro für die Nutzungsdauer von fünf Jahren.
Grüne vermissen
konkrete Vorgaben
Grünen-Fraktionsvorsitzender Tobias Grabo sagte, dass die Professionalisierung eine gute Idee sei in Zeiten, in denen viele Kommunen versuchen, ihre Innenstädte zu beleben. Seine Partei hätte sich bei dem Entscheidungsprozess »mehr Professionalität« gewünscht. Das beginne bei der Arbeitsgruppe. Vier der fünf Personen seien Mitglieder des bestehenden Stadtmarketingvereins. Eine Besetzung mit »neutralen« Personen wäre angebracht gewesen. »Noch erstaunlicher ist allerdings die Tatsache, dass vonseiten der Stadt außer dem Schlagwort Professionalisierung keinerlei weitere Vorgaben gemacht wurden, welche Ziele erreicht werden sollen.« Damit gebe es später auch keine Möglichkeit objektiv zu entscheiden, wie erfolgreich die Maßnahmen und Aktivitäten im Stadtmarketing denn waren. Die Partei sei froh, dass jährlich berichtet werden soll. Grabo merkte dennoch an: »Auch wenn die Rechtsform Verein gegenüber einer GmbH finanzielle Vorteile haben mag, so gibt es auch einen wesentlichen Nachteil: Ein Verein ist der Stadt gegenüber formal unabhängig. Die Weisungsbefugnis und Kontrollmöglichkeiten sind bei einer stadteigenen GmbH deutlich besser.« Die Tätigkeiten des Vereins werde jedenfalls genau verfolgt werden.
Norbert Schmidt (AfD) führte aus, dass nirgends festgehalten sei, dass das Ganze nach fünf Jahren ende. »Und wenn es dann mal da ist, dann bleibt es auch. Wir haben bei der Therme lange genug die Füße stillgehalten.« Man müsse auch an die Kosten denken, deshalb sei die AfD dagegen.
Tobias Utter (CDU) dankte zunächst denen, die sich in den vergangenen Jahren stark für das Thema eingesetzt haben – wie beispielsweise Jörg-Uwe Hahn (FDP). »Du warst immer jemand, dem das Thema wichtig war.« Die fünfköpfige Arbeitsgruppe, bestehend aus Claus-Günther Kunzmann, Jürgen Werner, Petra Steinhuber-Honus, Udo Landgrebe und Kurt Liebermeister, habe sich Expertise eingeholt und sich intensiv mit verschiedenen Varianten beschäftigt. Utter wünschte sich anschließend mehr Zusammenhalt bei diesem für die Stadt wichtigem Thema. »Lassen Sie uns das gemeinsam machen.«
Bürgermeister Sebastian Wysocki zeigte sich über die Kritik der AfD verwundert. »Wenn Sie gegen diesen Antrag sind, dann müssen sie konsequent sein. Bei anderen Vereinen und der Musikschule werden diese Anträge auch immer auf fünf Jahre begrenzt.«
Für die Professionalisierung des Stadtmarketings stimmten CDU, SPD, Grüne, FDP, Freie Wähler und der fraktionslose Michael Wolf. Dagegen stimmte die AfD.
70 Mitglieder
Der Stadtmarketing-Verein wurde 2001 gegründet und zählt heute 70 Mitglieder, die ein breites Spektrum aus der Bad Vilbeler Wirtschaft abdecken. Der Vorstand besteht aus zwölf Personen, die alle ehrenamtlich tätig sind. Der dreiköpfige geschäftsführende Vorstand (Kurt Liebermeister, Claus-Günther Kunzmann und Jürgen Werner) ist ebenfalls ehrenamtlich tätig. Im Stadtmarketing ist bisher, neben den ehrenamtlichen Vorständen, nur eine hauptamtliche Kraft mit in etwa 50 Prozent einer Vollstelle für administrative Aufgaben tätig. Das Stadtmarketing möchte laut eigener Definition »an der Erhaltung und Steigerung der Lebensqualität für die Bad Vilbeler Bürger und an der Stärkung der Wirtschaftskraft mitarbeiten«. (zlp)