Bad Vilbel. Beim Frühstück der Frauen Union erläuterte Bürgermeister Thomas Stöhr, warum er für eine zweite Amtszeit antritt. Es sei „der Morgen danach“, nach der großen FNP-Podiumsdiskussion mit allen fünf Bürgermeisterkandidaten, merkte der Bad Vilbeler CDU-Vorsitzende Tobias Utter an, als er die Gäste im Restaurant des Quellenhofs begrüßte. Bürgermeister Stöhr habe sich dort „souverän geschlagen“ und detailliert argumentiert, wo andere Kandidaten noch Schwierigkeiten bei der Erwähnung der Ortsteile gehabt hätten, hob Utter hervor.
Stöhr selbst nutzte das Forum zu einer Gesamtbilanz seiner sechsjährigen Amtszeit: „Wir haben viel erreicht, aber wir haben auch noch viel vor.“ Er habe als Kind noch erlebt, wie die Frankfurter Straße mit zwei Fahrspuren Verkehrsströmen und dem Lärm der Brunnenbetriebe belastet gewesen sei. Daher sei das Amt für ihn „kein Job, den ich auch in Friedberg oder Nordhessen machen könnte.“
Die mit reichlich Brötchen, Wurst und Käse gedeckten Tische griff Stöhr symbolisch auf, um damit seine Arbeit zu illustrieren. Auch in der Kommunalpolitik gelte es, Angebot, Qualität und Finanzen müssten stimmen. Der „absolut überwiegende Teil der Bürger fühlt sich in Bad Vilbel wohl“, sagte Stöhr. Das gelte für alle Bereiche von der Kinderbetreuung und Seniorenarbeit bis hin zu Infrastruktur und Gebühren. Gerade bei der Betreuung wolle er das Angebot deutlich steigern, kündigte Stöhr an. Von 180 U-3-Kitaplätzen auf 360 und von 600 Plätzen in der Schülerbetreuung auf 750.
Ein Kernprojekt, das Stöhr noch umsetzen will, ist die Neue Mitte. Auf die Kritik, dort werde ohne Bürgerbeteiligung geplant, erläuterte er, schon 2005/2006 seien Vorarbeiten gemacht worden, das Thema sei bereits im damaligen Wahlkampf Thema gewesen. Alle Parteien hätten sich in der Mediathek-Kommission eingebracht und überdies habe die SPD ein Gesprächsangebot von Hansgeorg Jehner abgelehnt, der die Pläne seiner Stiftung habe erläutern wollen.
Die umstrittene Mediathek verteidigte Stöhr mit dem Argument, jenseits von architektonischen Geschmacksfragen gehe es auch um die Finanzierbarkeit. Er kritisierte auch den Widerstand von SPD und Grünen gegen den Bau von Nordumgehung und B 3, „dann bräuchten wir uns heute überhaupt nicht über die Qualität der Innenstadt zu unterhalten.“ Auch auf dem Heilsberg gehe die Stadt sorgsam mit ihren Mitteln um, so Stöhr. Durch das Baugebiet Taunusblick kämen drei Millionen Euro zusammen, die für die Sporthalle und den Jugendtreff benötigt würden: „Man kann nicht sagen, wir leben auf Pump.“
Doch leide auch Bad Vilbel unter der bundesweiten Finanzkrise, räumte Kämmerer Stöhr ein: „Wir haben 66 Millionen Euro Schulden.“ Allerdings seien 40 Millionen davon vorinvestiert worden vor allem in die Erschließung des Quellenparks, wo es die Chance gebe, Grundstücke zu verkaufen. Auf 50 Millionen Euro bilanziert er den Wert des städtischen Kanalnetzes und der Kläranlagen. Zudem seien Kindergärten, Straßen und Bürgerhäuser schuldenfrei finanziert.