Kurz vor ihrer Schließung verzeichnet die Stadtbücherei einen neuen Rekord an Ausleihen. 198 000 Medien wurden im vergangenen Jahr entliehen – jedes statistisch 7,2 Mal.
Bad Vilbel. Die Tage in den Regalreihen unterhalb des Hallenbades sind gezählt. Am 28. Februar wird geschlossen. Voraussichtlich Ende Mai gibt es dann den Neustart in der Mediathek auf der Niddabrücke. Obwohl die räumlichen Verhältnisse am alten Standort „katastrophal“ seien, wie Kulturamtsleiter Claus-Günther Kunzmann betont, zeigten die Zahlen, „dass die Bibliothek für die Bad Vilbeler „einen wichtigen Stellenwert hat“. Und dies trotz „der einen oder anderen Behinderung“ im Umfeld der Baustelle Neue Mitte.
Große Nachfrage
Doch nun komme „die große Vorfreude über die deutliche Erweiterung“ hinzu. Der Neubau rücke die Bücherei noch weiter in den Fokus der Stadt. Die große Nachfrage zeige, dass es die richtige Entscheidung gewesen sei, die Mediathek zu bauen. Die Ausleihen sind im vergangenen Jahr um 19 Prozent auf 198 000 nach oben geschnellt, berichtet Büchereileiterin Susanne Adolph. Der Zuwachs habe sich über alle Genres verteilt. 2800 Entleiher sind in der Bücherei registriert, viele leihen für die ganze Familie. Auch die Häufigkeit, mit der ein Medium, ob Buch, CD oder Film, verliehen wurde, stieg, von 6,5 in 2011 auf 7,2 im Vorjahr.
Ein Wert, der auch bundesweit sehr hoch liege, ergänzt sie. So hoch, dass er schon zum Problem geworden ist angesichts der begrenzten Bestände in der alten Bücherei. Die Regale mit den Neuerscheinungen weisen große Lücken auf – alles schon vergriffen. „Das schreit danach, dass wir uns erweitern“, meint Adolph. Die Voraussetzungen dafür habe das Stadtparlament geschaffen, erläutert Kunzmann. Waren noch vor einigen Jahren nur 15 000 Euro im Etat für Neuanschaffungen, so verzeichnet der Haushalt 2013 die Summe von 100 000 Euro.
Unter dem Hallenbad wurde bereits lange vor dem Trubel des Umzugs ausgeräumt. 10 000 veraltete Bücher verschwanden in den vergangenen beiden Jahren. Der jetzige Bestand von 27 500 Medien plus 500 in der Internet-Ausleihe soll nun weitgehend komplett in das neue Haus mitgenommen werden. Das ist erst der Anfang. Ein Bestand von 50 000 Medien sei die Zielgröße, sagt Adolph. Darunter werden wohl auch künftig Bestseller sein, wie die besonders nachgefragten Krimis zweier Bad Vilbeler Autorinnen, Hanna Winter und Jasmin Meranius.
Mehr Jugendliteratur
Noch mehr ausgebaut wird künftig der Schwerpunkt Kinder- und Jugendliteratur, kündigt Kunzmann an. 6600 der 27 000 Medien sind dafür vorhanden. In der Mediathek erhalten die Kinder einen eigenen, großen Bereich im Erdgeschoss, Jugendliche im ersten Stock. Die Leseförderung soll großen Stellenwert erhalten. Doch für Lesungen oder andere Aktivitäten gab es in der alten Bücherei weder Platz, noch personelle Kapazitäten. Immerhin 16 Führungen für Grundschulklassen und Kindergärten gab es 2012 – im Vergleich zu bloß zwei in 2011.
Wegen der Leseförderung werden auch künftig Kinder und Jugendliche umsonst ihre Leseausweise bekommen. Statt jetzt einmalig fünf Euro soll es dann jährliche Gebühren geben. Offen ist indes, was aus den dann leerstehenden Büchereiräumen wird. Es gebe verschiedene Ideen, aber noch sei nichts spruchreif, so Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU). Es wäre ohnehin eine Übergangslösung, bis zum Bau des Kombibads. Bis dahin soll auch das Stadtarchiv aus dem Kurmittelhaus in die ehemaligen Räume des Hessischen Turnverbandes in die Huizener Straße umziehen, kündigt Stöhr an. Wenn Bücherei, Bad und Archiv ausgezogen seien, sei man bei der Umgestaltung des Kurhaus-Areals „von allen Zwangslagen frei“, betont der Bürgermeister.
Die Rekordzahlen bei der Ausleihe sprächen „für die Qualität des Mediums Buch“, trotz vieler Prophezeiungen über die Krise gedruckter Medien.