Beim Gemeindefest von Sankt Michaelis wurde am vergangenen Wochenende auch die neue Freilichtbühne eröffnet. Die Kirche will sich auf diesem Weg mehr öffnen.
Karben. „Die Bühne soll nicht nur für die Gemeinde, sondern eine Bühne für ganz Karben sein“, sagte der Pfarrer der St. Michaelis Kirche, Werner Giesler, bei der Eröffnung der neuen Freilichtbühne. Gemeinsam mit vielen anderen Gemeindemitgliedern saß er nach dem Gottesdienst am Morgen nun unter der großen Kastanie im Kirchgarten.
„Wir wollen die Vielfalt zeigen, daher haben wir ja auch fünf ganz unterschiedliche Gruppen für heute eingeladen. Von unserem Kirchenchor, über eine Musikklasse von der Kurt-Schumacher-Schule bis zum Chor der Zwischentöne. Da ist für jeden etwas dabei“, meinte Giesler. Während der Umgestaltung des Kirchgartens wurde die neue Freilichtbühne hinzugefügt, eingeweiht wurde sie mit einem Theaterstück am Samstag. Für Giesler ist die Bühne eine große Chance: „Ich denke die Kirche kann nicht einfach so bleiben, sie muss sich mit den Menschen verändern. Viele Leute gehen nicht mehr wöchentlich in die Kirche, sondern eher zu besonderen Anlässen. Wir müssen auch auf diese Leute zugehen und sie fragen, was sie eigentlich von uns erwarten, anstatt uns damit zufrieden zu geben.“
Mit der Zeit gehen
Besondere Anlässe und Gottesdienste soll es jetzt häufiger geben, angefangen mit einem Gottesdienst im Freien. „Ich fand das klasse, draußen ist einfach eine ganz andere Atmosphäre als drinnen“, sagte auch Gemeindemitglied Alexander Pflug, der gerade den kühlen Schatten der Kastanienbäume genoss. Beim Gemeindefest aß er dort gemeinsam mit seiner Familie zu Mittag.
„Ich denke, man muss da auch mit der Zeit gehen, sozusagen einen Schritt weg von der ganzen Tradition“, meinte Pflug. „Die Gemeinde besteht ja nicht überwiegend aus Älteren, die eher zum Sonntagsgottesdienst kommen. Ich denke, da sollte man sich auch den jüngeren Leuten mehr öffnen. Die Freilichtbühne könnte da eine gute Möglichkeit sein.“
Für Pfarrer Giesler ist das aber nur ein erster Schritt. „Sonst kommen vielleicht 25 Menschen, heute waren 130 da, das ist schon ein enormer Unterschied“, sagte er. „Einmal im Monat machen wir ja bereits diese besonderen Gottesdienste, zum Beispiel mit Theater, und die sind immer gut besucht.“
„Ich denke, viele langweilt die Predigt etwas, vieles hat man ja schon mal gehört. Über die Kombination mit der Unterhaltung kann man ja letztlich genauso gut zum Nachdenken anregen, wie sonst auch“, so Giesler.
Neue Wege finden
Die Freilichtbühne soll auch anderen Organisationen und Vereinen zu Verfügung stehen. „Alle sollen daran teilhaben und die Möglichkeit nutzen können, auf einer Bühne zu spielen“, hob der Pfarrer hervor. „Wie das dann ablaufen wird, wenn abends mal etwas lauter gespielt werden sollte, ist abzuwarten.“
Vom positiven Einfluss der Kirche ist Pflug überzeugt. „Ich denke, die Gemeinde kann viel tun, um den sozialen Umgang der Menschen miteinander zu verbessern. Werte wie Respekt und Menschlichkeit sind ja universell anwendbar, und ich denke, da liegt Pfarrer Giesler ganz richtig, sie herauszustellen.“