Karben. Vielfalt, Stimmung, Mitmachaktionen, eine Clown-Show, Buchvorstellung, Poetry-Slam und musikalische Auftritte summieren sich als Beiträge einer vielfältigen Gesellschaft. Am Samstag hat die Tour der Vielfalt des Wetteraukreises in Karben am Bürgerzentrum Station gemacht.
Bei der Tour der Vielfalt dreht sich alles um Inklusion und Diversität. Was beim sechsstündigen Stopp in Karben zu spüren ist: Der Spaß. Gut gelaunt kündigte Moderator Oli Becker die verschiedenen Akteure an. Locker plauderte er die ein oder andere Information zu den Akteuren auf der Bühne aus. Vielfalt, das steht für Eleanna Pitsikaki und Rabie Azar. Musikalisch gestalteten sie einen Mix aus griechischer, türkischer und syrischer Musik.
Pitsikaki hat an der Popakademie Mannheim ihren Bachelor im Studiengang für Weltmusik abgeschlossen. Inzwischen sei sie weltweit unterwegs. Azar spielte in verschiedenen Orchestern, mit denen er internationale Tourneen bestritt und lehrte Violine und Viola an der Al Baath Universität und dem Sulhi al Wadi Institut für Musik in Damaskus.
»Der Wetteraukreis möchte mit der Tour ein Zeichen für Vielfalt setzen und zeigen, wie bunt die Wetterau ist. Mit der Prämisse, dass es um Menschen mit Behinderung und um das Alter gehen soll, um sexuelle Identität und Herkunft«, sagt Becker. Das Programm sei dementsprechend international gestaltet. So habe unter anderem Mika Mai, ein zwölfjähriger Autist, der ein sehr guter Musiker ist, auf der Vielfalt-Bühne gestanden.
Schirmherrin der bunten Mischung auf der Bühne ist Erste Kreisbeigeordneten Stephanie Becker-Bösch (SPD). »Die Tour möchte jede und jeden in der Wetterau ansprechen – und zwar unabhängig von Alter, Herkunft, Geschlecht oder Beeinträchtigung«, erklärt Becker-Bösch.
Weltoffene Märchen
mit Witz
Der Karbener Bürgermeister Guido Rahn (CDU) wies auf insgesamt acht Veranstaltungen im Wetteraukreis hin, die auch vom Kreis finanziert würden. »Es geht darum, das kulturelle Leben wieder zu bereichern.«
Auf dem Aktionsareal am Bürgerzentrum hat das Mütter- und Familienzentrum (Müze) unter weißen Zelten seine Tische aufgebaut. Hier wird am Nachmittag fleißig gebastelt. Und der Duft von frisch gebackenen Waffeln lockt. Es sei wichtig, lokale Akteure in diese Vielfaltaktion einzubeziehen. »Das Programm ist an alle Generationen gerichtet«, sagt Rahn. Kulturelle Veranstaltungen seien bereits in der Neuen Mitte ausgerichtet worden, nun habe man den Platz hinter dem Bürgerzentrum gewählt.
Renate Neumann und Marie Luise Braun aus Bad Nauheim stellten ihr Buch »Rotkäppchens Erwachen«, Regenbogenerzählungen vor. »Die Märchen sind von den Brüdern Grimm aufgeschrieben worden, stammen aber eigentlich von den alten Märchenfrauen. Sie wurden von Generation zu Generation weitererzählt«, sagt Neumann.
Die Brüder Grimm hätten das Moralbild ihrer Zeit in den Märchen verarbeitet. Die Autorinnen haben nun den Märchen der alten Märchenfrauen eine neue, weltoffene Bedeutung gegeben und die tradierten Geschlechterrollen mit Witz aus den Angeln gehoben.
Matthias Kliebisch ist Freizeitpädagoge beim Berufsbildungswerk Karben. Er freut sich auf die Band X-tenderness, die aus ehemaligen Mitarbeitern und Auszubildenden des BBW Südhessen besteht. »Es gibt verschiedene Formationen, die zu unterschiedlichen Anlässen spielen«, sagt Kliebisch.
Die Karbenerin Katharina Bernd besucht mit ihrer Familie das Fest hinterm Bürgerzentrum und freut sich auf das bunte Programm. »Es tut gut, wieder herauszukommen und mit anderen Menschen zusammen zu sein. Das macht gute Laune«, sagt sie. Ihr Mann Andre findet das Ambiente schön und dass das Leben wieder zurückkehrt. »Das Fest eignet sich gut, um Kindern schon sehr früh die kulturelle Vielfalt nahezubringen«, sagt er.
Die beiden Karbener Dominik Rinkart und Lea Weber präsentierten in einer Slamshow kurzweilige und zum Nachdenken anregende Texte. »Die Texte orientieren sich thematisch an der Tour der Vielfalt, sind ganz verschieden und selbst geschrieben«, sagen Rinkart und Weber.
Von Georgia Lori