Karben. Es herrschte herrliches Wetter kürzlich am Samstagmorgen, so dass die 18 Teilnehmer einen durch den NABU Karben geführten erlebnisreichen Gang durch das Naturschutzgebiet »Ludwigsbrunnen« erleben konnten, wobei die Exkursion auch die Ökologie und Geschichte des Ludwigsbrunnens beleuchtete: Karben hat einige gefasste, alte Brunnen.
Der Ludwigsbrunnen zwischen Groß-Karben und Burg-Gräfenrode wurde vermutlich schon von den Römern genutzt. Es befand sich bis in die 60er Jahre neben der Quellenfassung sogar ein Wohnhaus und ein Pferdemagazin vor Ort. Auch heute zapfen viele Bewohner das kohlensaure Wasser mit einem Salzgehalt von rund 2g Kochsalz ab.
Im Naturschutzgebiet selbst und seiner näheren Umgebung gibt es weitere kleinere Quellen, die z.T. durch die dort betriebene, ehemalige Deponie führen, aber nach Untersuchungen der Universität Frankfurt trotzdem sehr sauberes Wasser in das Sumpfgebiet schütten. Warum: Früher landeten auf Deponie in der Regel keine giftigen Abfälle.
Der Ludwigsbrunnen wurde 1974 als Sumpfgebiet unter Naturschutz gestellt und ist auch heute noch ein Lebensraum für viele seltene Pflanzen und Tiere. Besonders fällt natürlich die Vogelwelt auf. Die Exkursionsteilnehmer konnten knapp über 30 verschiedene Vogelarten feststellen, wobei natürlich die Sänger besonderes Interesse fanden: die Nachtigall, verschiedene Grasmückenarten, Goldammer, Singdrossel, Schafstelze und Baumläufer gehörten dazu.
Und in einem Nistkasten befanden sich winzige, frisch geschlüpfte Kohlmeisen, die gerade mal knapp über ein halbes Gramm auf die Waage bringen. Früher war das Umfeld des Ludwigsbrunnens ein reines Weidegebiet wie die vielen alten Flurnamen bezeugen. Heute herrscht Rapps- und Getreideanbau vor und ursprüngliche Natur findet sich nur noch direkt im Naturschutzgebiet.
Das Gebiet durchziehen Entwässerungsgräben, in denen z.B. Stichlinge, Molche und Frösche Lebensraum gefunden haben. Von Wasserschnecken, Insekten-Larven – von Blutegeln ganz zu schweigen. Ein nahe gelegener Tümpel ist ein Paradies für seltene Libellen. Nicht zuletzt war am Beobachtungsstand eine Blindschleiche gefunden worden. Nichtsdestotrotz ist die Organismenvielfalt in den letzten Jahrzehnten dramatisch gesunken. (zlp)
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