Karben. Rainer Züsch lächelt zufrieden. Mehr als 30 Menschen stehen rund um den SPD-Schirm in der Straße Am großen Stein in Klein-Karben. Sie wollen ihre Meinung loswerden zur Verkehrsberuhigung in der benachbarten Büdesheimer Straße. Ein Kunststoffkissen auf der Fahrbahn soll dort die Raser in der Tempo-30-Zone bremsen. „Ist doch gut“, findet Ortsbeiratsmitglied und Ex-Ortsvorsteher Züsch, „wenn mal offen drüber gesprochen wird, oder?“ Ein Anwohner fällt ihm ins Wort: „Aber warum ist nicht vorher mal offen drüber gesprochen worden?“, fragt Arnold Faller.
Die Klein-Kärber Genossen haben geladen und gleich ihren Parteichef Jochen Schmitt mitgebracht, der praktischerweise als Stadtrat und Ordnungsamtsdezernent das Bremsmanöver zu verantworten hat. Der muss sich auch gleich rechtfertigen: Dass die Verkehrsberuhigung zwingend nötig ist, weil viele Schul- und Kindergartenkinder die Straße überqueren. Zugleich seien aber viele Autos sehr schnell unterwegs. Spitzenreiter bei Messungen sei ein Wagen mit Tempo 85 gewesen. Dass die Stadt regelmäßige Kontrollen nicht leisten könne. Und dass ein stationärer Blitzer „ohnehin nur zehn Meter davor und dahinter wirkt“, geben die Anwohner selbst zu. Die Wogen der Emotionen aber gehen hoch, denn sie sind genervt, weil die Autos nach der Bodenschwelle immer wieder Gas geben „wie gesengte Säue“, teils auf den Gehweg ausweichen. Und weil mit der zusätzlichen Parkplatzmarkierung Plätze wegfielen und die Zufahrt zu Grundstücken schwieriger geworden sei. Am meisten aber stört fast alle: „Vorher ist niemand gefragt worden.“ Nun hätten sie ein richtiges Nadelöhr vor der Haustür.
Aber wie der Verkehr ohne das Kunststoffkissen gebremst werden könnte? „Ohne die Schwelle wird noch schneller gefahren“, mahnt Patrick Bogdan. „Wer vom Friedhof kommt, kann volles Tempo runterfahren, weil er keine Rechts-vor-links-Kreuzungen hat.“ Deshalb schaltet sich SPD-Fraktionschef Thomas Görlich ein: „Wir brauchen einfach Maßnahmen, um die Geschwindigkeit runterzukriegen.“ Einen weißen Strich auf die Fahrbahn vor jede Einmündung? „Daran hält sich eh keiner.“ Dass die Anwohner ihre Wagen versetzt parken? „Dann wird einem das Auto kaputt gefahren.“ Wie wären ein paar Blumenkübel auf der Fahrbahn, um die man langsam herumkurven muss? Allseitiges, teils vorsichtiges Nicken. Nach den Sommerferien könne man die möglichen Standorte einzeichnen und mit den Anwohnern diskutieren, schlägt Schmitt vor. „Und wenn ich Sie schon alle zusammenhabe, notiere ich gerne, wer eine Patenschaft für einen Kübel übernehmen möchte.“ Spontan melden sich sechs, sieben Anwohner, nennen ihre Namen.