Karben. Zwischen Brunnen-, Bahnhof- und Luisenthaler Straße entsteht das Brunnenquartier. In einer neuen Form der Bürgerbeteiligung werden die Karbener beim Planen miteinbezogen. Mehr als drei Dutzend Menschen sind kürzlich dabei gewesen und übten sich als Stadtplaner, um eigene Ideen einzubringen.
Jedes Baugebiet benötigt eine Rahmenplanung. Sie dient dazu, Nutzungs- und Gestaltungsmöglichkeiten darzustellen. Dabei wird festgezurrt, wo Häuser enstehen, wo Grünflächen hinkommen, wie die Mobilität organisiert wird, woher die Energie kommt, auch geht es dabei um Ökologie und Naturschutz. Nun wurden Karbener in diese Planungsstufe miteinbezogen. Unterstützt wurden die Neu-Stadtplaner dabei von Christoph Schmitt vom Landschaftsarchitekturbüro Herrchen & Schmitt aus Wiesbaden sowie Stadtplaner Ole Heidkamp von der Planungsgruppe Darmstadt.
Nachhaltig entwickeln
»Es ist uns wichtig, Ihre Wünsche mit einzuarbeiten. Wir hatten bereits ein Bürgerbeteiligungsverfahren und stehen noch am Anfang«, sagte Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Informationen zu den Bedingungen gab es in Kurzform an drei Stellwänden.
Heidkamp erklärte alles. Er wies darauf hin, warum eine Bebauung notwendig ist. »Die Innenentwicklung steht vor der Außenentwicklung.« Angestrebt wird eine nachhaltige Siedlungsentwicklung. Es soll vieles zu Fuß zu erledigen sein, vor allem auch die Verbindung zum Bahnhof und zu den Bushaltestellen. Karben werde wachsen. Das sei eine zu erwartende Entwicklung im Rhein-Main-Gebiet.
79 000 Quadratmeter umfasst das Areal. Etwa 63 000 Quadratmeter entfallen auf das Wohngebiet und 16 000 Quadratmeter auf den Grünzug. 45 bis 60 Wohneinheiten pro Hektar entsprechen etwa 474 Wohneinheiten. »Ein Verkehrsgutachten liegt aktuell noch nicht vor«, sagte Heidkamp. Ausgehend von 1,5 Stellplätzen pro Wohneinheit würden etwa 711 Parkplätze benötigt.
Begrünte Fassaden
Beim Bau solle darauf geachtet werden, dass Fassaden und Dächer begrünt werden und dass Regenwasser genutzt werden kann. Außerdem sollten viele Pflanzen und Bäume im Brunnenquartier wachsen. Schnell ergab sich eine Diskussion. Die Karbener wollten wissen, ob es möglich ist, bereits beim Planen zu beeinflussen, dass hier auch bezahlbarer Wohnraum entsteht, wie hoch gebaut werden darf, wie es mit dem Zugang für die Feuerwehr ist und ob es einen Versammlungsplatz gibt. Es ging darum, wie Tiefgaragen bepflanzt werden können, wo und wie Spielplätze angelegt werden und ob es sinnvoll ist, das Brunnenquartier mit einem durchgängigen Radweg zu erschließen, um an die Nidda zu gelangen. Inwiefern in dem Gebiet noch Platz für Gewerbe ist. Viele Teilnehmer plädierten für eine zweigeschossige Gebäudehöhe plus Dach. In den fünf Arbeitsgruppen wurde dann über die Lage des Grünzuges debattiert.
Nach Rücksprache mit Heidkamp stand das »grüne Thema« im Mittelpunkt der Modellplanung. Die Karbener wünschen sich für den Grünzug im Quartier Treffpunkte und Aufenthaltsorte. Vielen Anwesenden sind bezahlbarer Wohnraum und ein guter Mix an Bewohnern wichtig. Geschosswohnungsbau und Reihenhäuser werden favorisiert. Eine Arbeitsgruppe sprach sich für ein autoarmes Brunnenquartier mit vielen Fußwegen, einer Verbindung zur S-Bahn und Parkmöglichkeiten am Rande aus. Wie Heidkamp erklärte, werden die Ideen und Vorschläge fachlich bewertet und in Form gebracht.