Bad Vilbel. Quo vadis, Vilbus? Diese Frage stellt sich ganz Bad Vilbel, nachdem das Busunternehmen Viabus Insolvenz angemeldet hat. SPD und Seniorenbeirat haben ihre Antworten gefunden. Der vorläufige Insolvenzverwalter bittet um Geduld, gibt aber ein beruhigendes Versprechen ab. Erst in der zweiten Novemberhälfte sei mit konkreten Aussagen zur Zukunft von Viabus zu rechnen, sagte vorige Woche auf Anfrage Thomas Schulz. Er vertritt als Pressesprecher den Rechtsanwalt Nils Meißner, der als vorläufiger Insolvenzverwalter das Busunternehmen retten soll, das im Auftrag der Stadtwerke die fünf Linien des Bad Vilbeler Stadtbusses bedient.
Absprachen gelten
Eine Woche zuvor hatte Viabus, das seinen Sitz in Speyer hat, beim Amtsgericht in Essen Zahlungsunfähigkeit angemeldet (wir berichteten). Noch bis 2027 läuft aber der Vertrag mit den Stadtwerken. Jetzt steht die Frage im Raum, wie sich die Pleite mittelfristig auf den Betrieb des Vilbusses auswirkt. Zuletzt fuhren die gelben Busse nach Plan.
Für Fahrgäste bestehe auch weiter kein Grund zu befürchten, vergeblich an den Haltestelle zu warten, sicherte Schulz nun zu. Es gelte die Absprache mit den Stadtwerken: Alle Busse fahren wie vorgesehen. Das sei im Interesse beider Seiten. Die Stadtwerke hatten als oberstes Ziel ausgegeben, Fahrtenausfälle zu vermeiden.
Noch bis Ende November sind die Gehälter und Löhne der Viabus-Mitarbeiter über das Insolvenzgeld abgesichert. Um zu prognostizieren, wie es danach mit dem Vilbus weitergehe, sei es noch zu früh, sagte Schulz. Die Sondierungen liefen. In der Regel sei nach etwa zwei Monaten klar, wo das Insolvenzverfahren stehe.
Außer Bad Vilbel hat Viabus fünf weitere Einsatzorte, an denen 170 Fahrzeuge unterwegs und 330 Mitarbeiter beschäftigt sind. Viabus gehört zur Gruppe Metropolitan European Transports (MET). Die Konzernmutter ist ebenfalls insolvent. Wohin sie steuert, wird maßgeblich den Viabus-Kurs bestimmen – und so Auswirkungen in der Quellenstadt haben.
Üblicherweise würden Unternehmen als Ganzes saniert oder verkauft, sagte Schulz zu den Abhängigkeiten. Letztlich hingen alle Entscheidungen jedoch stets von der Interessenlage der Investoren ab.
Warum Viabus, das nach eigenen Angaben zuletzt einen Jahresumsatz von 20 Millionen Euro erwirtschaftete, überhaupt ins Schlingern geriet, wollte Schulz nicht kommentieren. Jetzt gehe es darum, Zukunft und Gegenwart zu sichern, danach sei Zeit für eine wirtschaftliche Analyse.
Krise als Chance sehen
Die Bad Vilbeler SPD teilte vorige Woche mit, sie habe die Insolvenz der Firma Viabus mit Bedauern zur Kenntnis genommen. Magistrat und Stadtwerke seien in der Pflicht, alle notwendigen Vorkehrungen zu treffen, damit der Stadtbus in jedem Fall ohne Unterbrechung weiterfahren könne.
Gleichzeitig sieht die SPD die schwierige Situation jedoch als »große Chance für eine dringend nötige Neuausrichtung und Optimierung der Vilbus-Linien« Vor allem solle Viabus als Betreiber ausscheiden und der Auftrag neu vergeben werden. Bei einer möglichen Neuvergabe müsse sichergestellt werden, dass die Attraktivität des Vilbus gesteigert werde, um weitere Bürger für den öffentlichen Nahverkehr zu gewinnen. Nur so sei auch die Verkehrssituation in Bad Vilbel zu entspannen.
»Bei der Beurteilung der Verkehrssituation und des Streckennetzes sollten auch die Ortsbeiräte mit einbezogen werden«, befand SPD-Stadtverordneter Klaus Arabin. Die SPD will demnach zur Debatte stellen, ob der Stadtbus zumindest auf einigen Strecken an Samstagen länger und auch an Sonntagen fahren könne.
Ähnlich äußerte sich der Seniorenbeirat, der anregte, alle Linien des Vilbusses »auf den Prüfstand zu stellen«. Zum einen hinsichtlich der Fahrzeiten, zum anderen in Bezug auf die Routen, damit möglichst alle, die vom Vilbus abgehängt worden seien, wieder bedient werden könnten. Der Vilbus gilt bei SPD und Seniorenbeirat als »wichtig für die Älteren«.
Von Alexander Gottschalk