Bad Vilbel. Zu einem „Stadtrundgang für Neugierige“ begrüßte Marlene Schröder-Greim kürzlich Teilnehmer vor dem Brunnen- und Bädermuseum. Wie Vilbel früher aussah, illustrierte die Stadtführerin mit Hilfe historischer Fotos. Im Brunnen- und Bädermuseum ist die über 450-jährige Geschichte des Vilbeler Mineralwassers dokumentiert. Die vier Hauptquellen der Brunnenindustrie bildeten der 1552 erbohrte Ludwigsbrunnen, der 1864 erschlossene „Sauerbrunnen des wilden Mannes“ (Hassia), dem 1872 die Elisabethenquelle und 1875 der Luisen-Brunnen folgten.
Der Obelisk auf dem Marktplatz vor der Volksbank zeigt die Gesteinsschichten. Durch sie bahnte sich die Kohlensäure vor 600 Jahren ihren Weg aus Vulkanherden im Erdinneren. Die Stadtführerin würdigte die Leistungen der Wasserindustrie-Pioniere Brod, Großholz und Hinkel.
Die Bürgermeister hatten ihr Büro im ersten Stock über dem Eingang des von 1470 bis 1489 erbauten Alten Rathauses. „Von dort hatten sie die ganze Frankfurter Straße im Blick.“ Die Vilbeler Wappen an der Fassade geben Auskunft über die wechselnden Herrschaftsverhältnisse in der Stadt. Auf der Ludwigsbrücke, der heutigen Niddabrücke, befand sich von 1342 bis 1841 eine Zollstation. Dort wurden alle Waren verzollt, die auf der Handelstraße von Skandinavien nach Italien und Frankfurt transportiert wurden. „Bad Vilbel war ein Verkehrsknotenpunkt, jedes Haus in der Frankfurter Straße eine Gaststätte.“
Markante historische Gebäude im alten Ortskern sind die Burg, die Albankirche und die Alte Mühle. In der ältesten Straße, der Lohgasse, stehen das 1750 erbaute „Schwind’sche Fachwerkhaus“, das 1858 errichtete, später als „Ratskeller“ bekannte Gebäude sowie das älteste Gehöft, das Einmann-Haus. Am Haus Nummer 9 zeigen historische Grenzsteine die Breite an, die passierende Wagen haben durften. Vom Lohgerber Brunnen aus zu sehen ist der „schiefe Turm von Vilbel“, der Kirchturm der heutigen Auferstehungskirche. Erbaut wurde er von 1657 bis 1707 auf dem 140 Meter hohen Hügel über der Lohgasse. Die erste „alte Mühle“ Vilbels wurde 830 in einer Urkunde des Klosters Lorsch erwähnt, stand zwischen Nidda und Bewässerungsgraben. (fau)