Es war eine stundenlange Sitzung, doch ein Ergebnis oder gar Hoffnung gibt es nicht. Nach der Tagung der städtischen Verkehrskommission setzt die Bürgerinitiative „Bad Vilbel minus Fluglärm“ auf weitere Proteste, um die Geräuschkulisse am Himmel zu reduzieren.
Bad Vilbel. Es war eine E-Mail-Kaskade, in der einige Mitglieder der Bürgerinitiative „Bad Vilbel minus Fluglärm“ (BI) am Tag danach ihren Frust zum Ausdruck bringen. „Die Diskussion ist als äußerst ernüchternd zu bezeichnen“, sagt BI-Sprecher Ronald Kasten. „Mein Eindruck ist nahezu deckungsgleich“, stimmt ihm Ulrich Scheinost zu.
Am Abend zuvor hatte sich die städtische Verkehrskommission mit dem Thema Fluglärm befasst. Vertreter der BI waren in die sonst nichtöffentliche Sitzung des beratenden Gremiums eingeladen, wo Fabio Ramos und Christian Zwiener von der Deutschen Flugsicherung (DFS) über den Verkehr am Himmel sprachen. „Die Atmosphäre war sachlich-leidenschaftlich“, sagt Erster Stadtrat und Verkehrsdezernent Jörg Frank (CDU). Er setzt darauf, dass sich die Fraktionen im Quellenstädter Kommunalparlament nun auf eine „Bad Vilbeler Erklärung“ zum Fluglärm einigen statt sich, wie von der SPD gefordert wird, der „Rodenbacher Erklärung“ anzuschließen.
Die Art, wie sich die Flugzeuge im An- und Abflug auf Frankfurt über Bad Vilbel bewegten, sei eben „ein Abwägungsprozess, in dem die Belange des Luftverkehrs, die Regelwerke mit den Sicherheitserfordernissen und den Umweltbelangen abgewogen werden“, so Jörg Frank.
Woraus sich der Kern der Kritik der BI ableitet: „Es wird klar, dass die DFS nicht nach unten guckt“, sagt Ronald Kasten. Der Schutz der Bevölkerung vor Lärm sei der allerletzte Aspekt, der bei den Routen- und Höhenvorgaben eine Rolle spiele. Deutlich werde das zum Beispiel an der Kritik der BI, wonach laut Beobachtungen Nordabflüge bei Ostwindlagen häufig nicht die Ideallinie östlich der Stadt einhielten. „Die Vertreter der DFS versprachen, auch diese Frage zu überprüfen“, berichtet Stadtrat Frank. Wovon sich Roland Kasten wenig erwartet: „Das stieß auf kein besonderes Interesse“, sagte er auf Anfrage.
Noch mehr Aktionen
Die Folge: Die Bürgerinitiative will nun ihre Aktionen noch mehr intensivieren. „Wir müssen den Druck auf die Politik weiter erhöhen“, erklärt der Sprecher. „Denn hier ist ein vernünftiges Gleichgewicht völlig aus den Fugen geraten.“ So soll unter anderem der Fluglotse Michael Morr, der im Auftrag des Main-Kinzig-Kreises derzeit ein Konzept für leisere Anflüge erstelle, Anfang oder Mitte Januar seine Ergebnisse auch in Bad Vilbel bei einer öffentlichen Veranstaltung vorstellen. Auch will die BI einen Mediziner zu Wort kommen lassen, der über die Langzeitfolgen der Geräusche des Luftverkehrs aufklärt.
Zudem will die BI künftig eng mit den Anti-Fluglärm-Gruppen aus dem benachbarten Main-Kinzig-Kreis und dem Frankfurter Norden zusammenarbeiten und mit ihnen besser koordinieren. Ziel sei es nun umso mehr, die Dimensionen des Luftverkehrs an die Belastbarkeit der Region anzupassen – notfalls mit Betriebsbeschränkungen und einem konsequenten Nachtflugverbot von 22 bis sechs Uhr. „Damit die Wirtschaft wieder dem Menschen dient“, sagt Kasten, „und nicht umgekehrt.“ (den)