Karben. Karbens Sportvereine gingen auf die Barrikaden gegen die Schließung des Stadions an der Waldhohl. Denn rund 1500 Nutzer sollten vier Wochen lang um ihr Training gebracht werden. Bürgermeister Roland Schulz (SPD) hatte das Stadion vor wenigen Tagen wegen erneuten Vandalismusschäden geschlossen.
„Schulz trifft die Falschen“, kritisierte die Arbeitsgemeinschaft der Sportvereine. Rund 200 Vereinssportler standen nämlich vor dem verschlossenen Tor. Und die Kurt-Schumacher-Schule hatte den Sportunterricht für 1300 Schüler auf ein Notprogramm umstellen müssen.
Nicht die Übeltäter würden dadurch bestraft, sondern die Nutzer, sagte Jörg K. Wulf, Vorsitzender des KSV Klein-Karben. Verständnis für dieses Vorgehen könnten die Vereinsoberen und Übungsleiter „bei den jungen Sportlern sicherlich nicht erzielen“, fürchteten Wulf sowie Arge-Vorsitzender Martin Menn, Chef der TG Groß-Karben, und Udo Rohwedel vom SV Petterweil. In einem Brandbrief forderten sie Roland Schulz auf, das Stadion sofort wieder zu öffnen.
„Die Öffentlichkeit soll wach werden“, befand der Bürgermeister. „Ich möchte, dass die Nutzer des Stadions das weiterverbreiten.“ Damit solle erreicht werden, dass jeder Nutzer und Passant auf das Stadion acht gebe. Das sei die „einzige Chance“, wie die Stadt auf die Zerstörungen reagieren könne. Einen Platzwart einzustellen, könne sich die Kommune nicht leisten. Keine Alternative sei auch, den Maschendrahtzaun für 60 000 Euro durch einen Stabgitterzaun zu ersetzen, erläuterte Stadt-Sprecherin Susanne Schubert. „Auch der ist kaputt zu kriegen.“ Das habe man vergangenes Jahr an der Skate-Anlage gesehen. Auch diese war durch Vandalismus zerstört worden.
Schulz hofft, dass durch die Radikalmaßnahme so viel gesellschaftlicher Druck auf die Täter ausgeübt werde, dass Zerstörungen künftig ausblieben. „Es ist eine Zumutung für den Steuerzahler, ständig reparieren zu müssen, was dumme Menschen kaputt machen.“ Wie hoch der Schaden ist, kann Schulz nicht beziffern; die Summe sei auch „nicht maßgeblich“. Vergangene Woche hatten Unbekannte binnen weniger Tage zweimal im Stadion mit einem Fahrzeug den Rasen beschädigt, Löcher in den Zaun geschnitten sowie ein Netz und Abdeckungen der Entwässerung herausgerissen.
„Die in der Arge Sport zusammengeschlossenen Sportvereine verurteilen diese unsinnigen Aktionen aufs Schärfste“, positionierten sich Menn, Rohwedel und Wulf klar. Schulz’ Schritt, das Stadion zu schließen, erscheine aber nur „auf den ersten Blick richtig und notwendig, um ein Zeichen zu setzen“. Getroffen würden nämlich vor allem die Kinder und Jugendlichen aus dem KSV und der TG Groß-Karben sowie von der Schumacher-Schule. Dort waren laut Schulleiter Krautheim alle Schüler betroffen, die sonst den Sommer über im Stadion Leichtathletik trainieren. Sie mussten nun in die Halle ausweichen, wo es aber sehr eng zugehe. „Der Sportbetrieb ist deutlich betroffen“, seufzte der Direktor. Auch Hans-Jobst Krautheim verurteilte die Zerstörungen. Er geht aber nicht davon aus, dass Sportler oder eigene Schüler die Täter sein könnten. „Selbst wenn jemand die Schule nicht mag, dann freut er sich wenigstens auf den Sportunterricht.“
Ähnlich bei den Vereinen: Dort sollten die Jugendlichen im regelmäßigen Training und bei den Wettkämpfen ja gerade lernen, dass Disziplin erforderlich sei, um in einer Gemeinschaft zusammen zu leben, sagt Martin Menn. „Jetzt müssen unsere Übungsleiter den jungen Sportlern erklären, dass sie wegen des Fehlverhaltens Einzelner bestraft werden, indem sie ihr gewohntes Training, nicht mehr durchführen können.“ Zumindest das sah der Bürgermeister ein: Er habe die Sperrung des Stadions für die Sportler gelockert, die dort für Meisterschaften trainieren müssten, erklärt Schulz.
Betroffen von der Sperrung waren auch etliche Erwachsene, die im Stadion jede Woche für das Sportabzeichen trainieren. Menn, Wulf und Rohwedel fordern Bürgermeister Schulz zum Gespräch über das Vandalismus-Problem auf. Und sie appellieren: „Geben Sie den Vereinen die Möglichkeit, den gewohnten Trainingsbetrieb durchzuführen!“ (den)