Der Schlosskeller im Ortsteil Windecken hat als originelle Kneipe und Künstlerkeller wieder eine Zukunft.
Nidderau. Nach der Kündigung des Mietvertrages zum Ende dieses Jahres schien es zunächst so, dass die Lichter im Schlosskeller auf Dauer erlöschen. Denn die von den Vermietern geforderte neue Pacht war der bisherigen Mieterin Nicole Stahlberg zu hoch. Das Risiko zu groß, dass sie damit wirtschaftlichen Schiffbruch erleiden würde.
Doch seit sie im Mai 2002 die kleine Gaststätte im Kellergeschoss des ehemaligen Schlosses der Herren zu Hanau, das heute als Tagesstätte für Demenz-Kranke dient, eröffnete, hat sich eine große Fangemeinde gebildet. Die hängt zwischenzeitlich an dem Keller und will deshalb nicht nur zur Unterhaltung an den Wochenenden in den Schlosskeller kommen.
Neuer Kulturverein
Viele haben auch in der Vergangenheit schon Zeit und Elan in den Keller gesteckt, um ihn als kleines Kulturzentrum in Nidderau mit beachtlicher Ausstrahlung in die Region am Laufen zu halten. „Deshalb hat sich der Kulturverein faktisch schon viel früher gegründet“, wie dies Dieter Gonze, der Versammlungsleiter bei der nun auch offiziellen Gründung des Kulturvereins Windecker Schlosskeller im Kellergewölbe den 45 erschienen Gründungsmitgliedern mitteilte.
Mit der Zeit hatten sich nämlich drei Gruppen herausgeschält, die zusammen eine verschworene Einheit bildeten – und zwar lange bevor es zur Kündigung des Schlosskellers kam. Das waren zum einen die Dauergäste. Die zweite Gruppe bestand aus den Musikern und Künstlern, die großenteils im Schlosskeller ohne Gage auftraten. Und die dritte Gruppe bildeten die Helfer, die aus freien Stücken Zeit und Geld in den Schlosskeller investierten, und das aus nur einem Grunde: Sie hatten Spaß daran.
„Denn mit einem wirklichen Gewerbebetrieb und mit Gewinnabsicht hatte das bisher gar nichts zu tun und dabei wird es wohl auch in Zukunft bleiben“, so Versammlungsleiter Gonze. Denn dass am Ende des Tages nicht viel in der Kasse übrigbleibt, zeigt die Reaktion der bisherigen Pächterin Nicole Stahlberg.
Der war die angekündigte Pachterhöhung von bisher 800 Euro inklusive Nebenkosten auf dann 1000 Euro plus Nebenkosten einfach zu viel. Also war guter Rat teuer, denn so leicht aufgeben wollte wohl keiner. Auch Nicole Stahlberg nicht. Zusammen tüftelte man an einer Lösung.
Nun soll die Gastronomie künftig von den Kunst- und Musikveranstaltungen getrennt werden. Und für die Veranstaltungen in den Bereichen Musik, Lesungen und Theater übernimmt der Kulturverein, der als gemeinnützige Organisation keinen Gewinn machen darf, einen Teil der Miet- und Nebenkosten. Mit Hilfe des Versammlungsleiters und Freizeitmusiker Dieter Gonze, im Hauptberuf Steuerberater, wurde zwar schnell die notwendige Vereinssatzung geschaffen, doch offen blieb bis zum Sonntag, ob sich genug Personen finden, die dem Verein beitreten und auch im Vorstand Verantwortung übernehmen würden.
Sieben für Vorstand
Mindestens sieben Personen werden für den Vorstand gebraucht. Doch die Angst von Nicole Stahlberg und ihren Freunden war umsonst. Als die Tore des Schlosskellers geöffnet wurden, kamen über 60 Personen ins alte Gewölbe. Und 45 von ihnen ließen sich gleich als Gründungsmitglieder registrieren.
Nachdem Gonze die Vereinssatzung verlesen hatte und sie von den Gründungsmitgliedern einstimmig angenommen worden war, musste noch der Vorstand gewählt werden.
Richard Bendit wurde zum 1. Vorsitzenden des Kulturvereins Windecker Schlosskeller gewählt, sein Bruder Michael sowie Jan Hedderich und Kevin Clyn zu den Stellvertretern bestimmt. In den erweiterten Vorstand wurden Nicole Stahlberg, Bernhard Pischel, Martina Kunze, Sven Schaller und Rainer Habermann gewählt.