Bad Vilbel. Die Kontoauszüge hat Ümit Saka zur Demonstration in der Straße Am Stock gleich mitgebracht. Sein Arbeitgeber Bär Brot, der zur Stauffenberg-Gruppe aus Nordrhein-Westfalen gehört, habe ihm den Lohn nur zur Hälfte überwiesen. Für die Umlagen sei dann kein Geld mehr auf dem Konto gewesen, die Abbuchung sei zurückgegangen. Jetzt seien die Gebühren auch noch belastet. „Wovon soll ich, meine Familie, meine Kinder leben? Wie soll ich bezahlen?“, fragt der Mann gestern in Massenheim. Wie viele seiner etwa fünfzig Kollegen ist er seit mehr als 20 Jahren bei der Firma beschäftigt. Zuletzt seien die Lohnzahlungen immer später gekommen. Nun sei für Mai und Juni nur noch die Hälfte bezahlt worden.
Neben ihm hält Kollege Celik Bahattin ein Plakat. Der 50-jährige fährt seit 25 Jahren Brot aus. „Im August sollen wir vielleicht wieder Geld bekommen für unsere Arbeit. Aber ich glaube denen kein Wort mehr. Und wie sollen wir bis dahin über die Runden kommen?“ Carsten Kelbch, der kaufmännische Geschäftsführer von Bär Brot, versteht die Aufregung nicht. „Wir haben ein Liquiditätsproblem. Das bedeutet zwar eine Stundung. Aber die Mitarbeiter müssen doch auf nichts verzichten.“
Jürgen Hinzer von der Gewerkschaft NGG schüttelt den Kopf. „Leere Versprechungen sind das. Die Mitarbeiter haben schon seit zwei Jahren auf das Weihnachtsgeld und aufs Urlaubsgeld verzichtet. Jetzt sollen sie auch noch umsonst arbeiten? Eine saubere Insolvenz ist doch viel besser.“ Er greift zum Mikrofon und kämpft weiter für den Erhalt der Arbeitsplätze. „Mit fairer Bezahlung natürlich!“ (seu)