Oswin Veith (CDU) wird die Wetterau in den kommenden vier Jahren in Berlin vertreten. Das steht fest – obwohl das offizielle Wahlergebnis am Sonntagabend auch nach 22 Uhr noch offen blieb. Bei der abschließenden Pressekonferenz herrschte dann eine faire Stimmung, doch im Gespräch mit Widersacher Stefan Lux (SPD) merkte man doch, dass Lux die Niederlage noch nicht verdaut hatte.
Friedberg/Bad Vilbel. „Die Mutti wird’s schon richten“, zitierte eine CDU-Aktivistin ihren Lebensgefährten, der selbst kein CDU-Wähler sei. Und Mutti Angela Merkel hat es tatsächlich gerichtet, ein für die Christdemokraten überaus erfreuliches Ergebnis eingefahren – und in ihrem Windschatten dann auch alle Wetterauer CDU-Direktkandidaten für Bundes- und Landtag mitgezogen.
Oswin Veith indes sprach von einem „sehr engagierten Wahlkampf“ seines Teams, das zu diesem „sehr, sehr guten Ergebnis“ geführt habe. Veith sei kein Neuling in der Wetterauer Politik und werde nun auch nicht noch einmal auf seine Ziele eingehen, sondern in den kommenden vier Jahren in Berlin dafür arbeiten, diese Ziele auch in Bezug auf die Wetterau zu erreichen. „Das ist sehr ambitioniert, doch die Wetterau wäre ein gutes Stückchen weiter.“
Ein knappes „Herzlichen Glückwunsch!“ und einen Handschlag gab es von Stefan Lux in Richtung Veith. Er machte vor allem das starke CDU-Ergebnis im Bund für den Wetterauer Erfolg verantwortlich. Er hoffe nun, dass Veith sich in Berlin einbringe und auch tatsächlich etwas für die Wetterau bewege. Bei seinem Team entschuldigte er sich dafür, dass er es nicht geschafft habe, das Direktmandat zu erreichen.
Ganz andere Töne hingegen schlug Lux im Interview im kleineren Kreis an: „Die Schlafwagen-Politik der vergangenen Jahre ist vom Wähler belohnt worden. Ich habe klar Position bezogen und den intensivsten Wahlkampf aller Kandidaten geführt. Scheinbar wollen die Wähler aber nichtssagende Aussagen statt klare Worte“, äußerte er sich erregt. Veith werde in Berlin nichts machen, weil er hier auch nichts gemacht habe. „Er verlässt sich nur auf Mami Merkel“, zeigte sich Lux streitlustig – ganz so, wie man den Florstädter eigentlich aus dem Wetterauer Kreistag kennt. Ob Lux die Gelegenheit zur eventuellen Revanche wahrnimmt und in vier Jahren gegen den Amtsinhaber Veith antritt, wolle er jetzt noch nicht sagen. Das werde er mit einem gebührenden Abstand und auch im Kreise seiner Familie besprechen.
Als Direktkandidaten, die ohnehin keine Chance hatten, zeigten sich aber auch die Vertreter der kleineren Parteien auf der Bühne zur abschließenden Gesprächsrunde. Antje Gesinn (Grüne) führte an, dass die Debatten um Steuererhöhungen und Pädophilie-Programme ihrer Partei geschadet hätten. „Diese Nebenschauplätze standen im Mittelpunkt, wir haben die wichtigen Themen nicht mehr ansprechen können.“ Trotzdem brauche man jetzt mehr denn je eine breite Basis für die Energiewende, die Gegner dieser hätten an Boden verloren.
Geknickt zeigte sich auch Natascha Baumann (FDP), schließlich wird ihre Partei weder in Berlin noch in Hessen vertreten sein. Viele Gründe seien für das Debakel anzuführen. „Doch letztlich haben viele Versprochenes nicht halten können. Auch unsere Themen haben wir nicht gut platziert“, übte sie Eigenkritik an den Liberalen. „Das ist schon sehr bitter, aber wir müssen es so hinnehmen.“
Mehrere Hochzeiten
Ein Kuriosum macht die Personalie Gabi Faulhaber (Linke) aus, die auf mehreren Hochzeiten tanzte. Als Direktkandidatin für Berlin angetreten, hätte sie um ein Haar via Landesliste ihren Arbeitsplatz nach Wiesbaden verlagern können, wäre nicht im letzten Moment noch die FDP in den Landtag gerutscht. Aber im Kreishaus war Faulhaber selbst nicht anwesend, da sie in Wächtersbach weilte, wo sie noch schnell als Bürgermeister-Kandidatin angetreten war. In ihrem Namen sprach ihr Mann, Karlheinz Hofmann. Der freute sich diebisch, dass ein Richtungswechsel in Berlin und Wiesbaden nicht an den Linken vorbeiführen wird. „Die Ausgangslage für uns ist komfortabel. Wenn SPD und Grüne an die Regierung wollen, müssen sie mit uns sprechen. Ich bin jetzt sehr gespannt“, brachte Hofmann die Situation auf den Punkt. Nicht gereicht hat es indes für die Piraten und die Freien Wähler, die sich in Hessen erstmals auf die Wahlzettel bei größeren Wahlen als nur im Kommunalen brachten. Marc Weitz von den Piraten sprach von einem breiten Themenspektrum seiner Partei mit einem 160 Seiten starken Programm. In Zeiten des NSA-Abhörskandals sei es noch mehr zu bedauern, dass es für die Piraten nicht gereicht hat. Er appellierte an Veith, sich bei diesem Thema in Berlin einzubringen.
Rebecca Scholz von den Freien Wählern blieb nichts außer Bedauern übrig. Leider hätten die Wähler der FW noch nicht realisiert, dass die Gruppierung endlich auch in die Landtage und den Bundestag kommen müsse. „Denn immer mehr sind wir hier in den Lokalparlamenten nur noch Marionetten, die von oben dirigiert werden.“
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