Schöneck. Rund 100 Bürger stapfen mitten durch die Weizenfelder am Ortsausgang von Büdesheim – mit Hüten vor der Sonne und Gummistiefeln vor der lehmigen Erde geschützt. Es sind Teilnehmer des Bodenaktionstages, zu dem ein Team rund um die evangelische Kirche aus Büdesheim und der Wetterau eingeladen hat, um auf „den Schatz vor unserer Haustür“ aufmerksam zu machen. Mit der Veranstaltung möchte man auf die Dimensionen der Versiegelung und Bebauung des Bodens hinweisen.
So würden allein in der Wetterau täglich zwischen 6000 und 7000 Quadratmeter bebaut oder versiegelt, erklärt Peter Nickel, Initiator und Referent für gesellschaftliche Verantwortung im Evangelischen Dekanat Wetterau. Er ruft dazu auf, „Boden als Speicher des Lebendigen“ wahrzunehmen und appellierte an jeden Einzelnen, vor Ort das zu tun, was möglich ist, um den aus vielerlei Hinsicht kostbaren Boden zu schützen.
Zuvor hatte Pfarrer Ernst Rohleder aus Büdesheim im Gottesdienst – als „Feier für den Boden“ – appelliert, die „frucht- und kostbare Erdschicht für unsere Urenkel zu bewahren“. „Ein Lob dem Schöpfer, der viele Milliarden Jahre gebraucht hat, uns den Boden so vor die Füße zu legen, wie wir ihn vorfinden.“ Achim Meisinger, Geograf und Mitarbeiter im Regierungspräsidium Gießen, macht in einem Abriss über 400 Millionen Jahre Erdgeschichte deutlich, welchen Veränderungen der Erdboden in dieser Zeit unterworfen war und wie sich lange vor dem Einfluss des Menschen Klima, Erosionen und weitere geologische Bedingungen auf den Boden ausgewirkt haben. Der Boden in der Wetterau gehöre zu den qualitativ hochwertigsten Böden in ganz Europa, erklärt Agrar-Ingenieurin Maren Heincke in ihrem Vortrag.
Rainer Vogel, Ortslandwirt aus Windecken und landwirtschaftlicher Sachverständiger, vermittelt Einblicke in die Kriterien zur Bewertung des Bodens nach dem Bodenschätzungsgesetz von 1934. „Die Zuhörer waren sehr konzentriert, und man merkte ihnen an, dass es um ihren Boden geht“, hat Margit Befurt, Öffentlichkeitsreferentin der evangelischen Kirche, beobachtet. Nach dem Mittagessen macht sich die Gruppe auf zu den Äckern am Ortsrand von Büdesheim zu drei vorbereiteten Grabungen, an denen sich die Fachleute bemühen, die Theorie anschaulich zu machen. Nickel zeigt sich am Ende dieser ungewöhnlichen Veranstaltung erfreut über das rege Interesse und beabsichtigt eine Wiederholung. (kre)