Das Stadtbusangebot in Karben soll im Dezember deutlich ausgeweitet werden. Eine ganz neue Linie ist geplant und ein Stundentakt an Sonntagen. Richtig teuer wird Nahverkehr für die Steuerzahler vor allem, weil die Kosten fürs 1-Euro-Ticket explodieren.
Karben. Mal schnell zum Einkaufen in die Stadt gondeln, abends zum Pizzaessen fahren, ins Kino oder ins Schwimmbad. Tausende Karbener erledigen das seit diesem Jahr mit dem Stadtbus statt dem eigenen Auto. Das Angebot des Nahverkehrs ist unschlagbar preiswert: Seit Jahresbeginn kostet die Fahrt durch Karben nur noch einen Euro – statt zuvor zwei oder sogar 2,60 Euro.
Was der Fahrgast spart, zahlt er dennoch indirekt – wie alle Steuerzahler in Karben. Denn der Billigtarif wird fürs Stadtsäckel richtig teuer. Mit 60 000 Euro Subventionen kalkuliert die Stadt nun fürs laufende Jahr. Anfangs hatte sie mit Mehrkosten von 18 000 Euro gerechnet, berechnet auf Basis der bisherigen Fahrkartenverkäufe.
Die sind wegen des günstigen Fahrpreises aber explodiert. Wurden 2015 rund 16 000 Einzelfahrten für Karben verkauft, dürften es in diesem Jahr rund 33 000 sein. Selbst wenn nun kaum noch Tageskarten verkauft werden, dürften doch annähernd doppelt so viele Fahrgäste in den Bussen sitzen und stehen. Nicht nur die Parteien – allen voran die SPD, von der die Idee zum 1-Euro-Ticket stammt – erfreut das sehr. Im Rathaus ist der für den Nahverkehr zuständige Fachmann Ekkehart Böing hochzufrieden. Denn „wesentliche“ Verlagerungseffekte von anderen Ticketverkäufen, sprich: Monats- und Jahreskarten der Pendler, seien nicht zu erkennen. „Somit bestehen deutliche Fahrgastzuwächse, was schlicht bedeutet: Weniger Autos sind unterwegs.“
Auch wenn die Kosten durch die Decke gegangen sind, dürfte ein Ja des Stadtparlaments zum Verlängern des 1-Euro-Tickets wohl reine Formsache sein. Nun sollen die Parlamentarier die hohen Subventionen auch für das kommende Jahr beschließen.
Wichtig für Schüler
Damit nicht genug: Die Stadtverordneten sollen auch eine deutliche Ausweitung des Stadtbus-Angebots ab dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember beschließen. Die wird die Stadt weitere rund 17 500 Euro kosten. Die Verkehrsgesellschaft Oberhessen (VGO) will 15 000 Euro der Gesamtkosten von 32 500 Euro tragen.
So soll der Sonntagsverkehr erheblich erweitert und ein Stundentakt auf den Linien 73 nach Petterweil sowie 74 nach Klein-Karben und Rendel eingeführt werden. Dieser gilt dann von etwa neun bis 17 Uhr. Faktisch bedeutet das eine Erweiterung des Angebots von heute vier auf dann acht Fahrtenpaare auf der Linie 73 und von fünf auf acht Fahrtenpaare für die Linie 74. Keine Änderung ist für die Buslinie 72 geplant. Sie fährt bisher an Sonntagen viermal zwischen dem Bahnhof und Burg-Gräfenrode, wobei drei dieser Fahrten von und bis Friedberg unterwegs sind.
Trotz der Erweiterung des Angebots: Bis zum abendlichen Anrufsammeltaxi-Verkehr bleibt wohl eine Angebotslücke von anderthalb Stunden bestehen – just dann, wenn viele Wochenendausflügler nach Hause wollen.
Ganz neu eingeführt werden soll außerdem eine Linie 76. Sie stellt eine direkte Verbindung zwischen Okarben und dem Stadtzentrum her. „Vor allem wollen wir damit das Jugendkulturzentrum anbinden“, erklärt Planer Böing. Von 10 bis 16 Uhr sollen die Busse stündlich fahren. Die Route führt ab dem S-Bahnhof Groß-Karben über den heutigen Halt Kirche und zwei neue Stopps an der Wiesenstraße und dem Jukuz zu den Haltestellen Bürgerzentrum, Hallenfreizeitbad und Gartenstraße in Klein-Karben.
Wichtig sei die Linie zum einen für Schüler, die nach der Schule ins Jukuz wollten, erläutert Ekkehart Böing. An Schultagen ist ein Umlauf deshalb zur Gesamtschule durchgebunden. Zum anderen soll die Linie Okarben umsteigefrei mit dem Stadtzentrum samt der Einkaufsmöglichkeiten, Arztpraxen und Einrichtungen dort verbinden. Auch weil der Zugang zum Mittelbahnsteig an der Station Groß-Karben nicht barrierefrei sei, sei die direkte Buslinie wichtig, betont Ekkehart Böing.
Doch just für die dadurch angesprochene Zielgruppe dürfte die neue Buslinie nur eine Teillösung bieten. Denn in direkter Nähe der Läden und Ärzte im Stadtzentrum wird der 76er durchrauschen. Die nächstgelegene Haltestelle liegt am Bürgerzentrum.
Zentrale Haltestelle
Fehlt nicht also ein Stopp in der Bahnhofstraße in Höhe von City-Center und Volksbank? „Ja“, räumt Ekkehart Böing unumwunden ein. Dafür wäre aber der Bau einer Busbucht nötig. Dafür aber sei derzeit nicht mehr Geld da.
„Wir nehmen ja schon ordentlich ’was in die Hand für die Angebotsverbesserungen, das belastet uns schon sehr“, sagt der Fachmann. „Weiterentwickeln kann man alles.“ Dennoch: Überlegungen liefen im Rathaus, wie auch die übrigen Buslinien in diesem Bereich verkehren sollten, sagt Böing. Denn deren Route über die Verbindungsstraße zwischen City-Center und Selzerbrunnencenter soll in absehbarer Zeit geschlossen werden, wenn ein Stadtplatz die Neue Mitte mit dem Selzerbrunnencenter verbindet.
Dann könnte die Haltestelle Kino von der Verbindungsstraße zwischen den beiden City-Center-Gebäuden an die Bahnhofstraße verlegt werden. Dafür wäre dann der Bau eines neuen Busstopps nötig.