Schockierende Zahlen aus Klein-Karben: Es sind nur wenige Extremfälle, aber mit enormen Geschwindigkeiten rasen dort Temposünder durch die Ortsdurchfahrt.
Karben. „Was?“ Ortsvorsteher Reinhard Wortmann mag es nicht glauben und schaut den Ersten Stadtrat Otmar Stein (beide CDU) erstaunt an. „Mit 147 Stundenkilometern war der schnellste unterwegs“, bestätigt Stein. Es sind schockierende Ergebnisse der Verkehrsüberwachung, die Stein in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats vorstellt.
Dieses Tempo ist nicht etwa auf einer Karbener Landstraße gemessen worden, wo der Raser damit allerdings auch viel zu schnell gewesen wäre, sondern in der Rendeler Straße, der Klein-Karbener Ortsdurchfahrt. Dort gilt Tempo 50.
Ein Tempo-Verstoß ohne Folgen, denn der Raser ist nicht geblitzt worden. Den Verstoß hat ein Langfrist-Messgerät erfasst. Solche hängen immer wieder in den Karbener Straßen, zeigen den Fahrern häufig die gefahrene Geschwindigkeit an. Allerdings: Auch wenn die Anzeige schwarz bleibt, misst das Gerät. So erfasst die Stadtpolizei über lange Zeiträume Zahl und Tempo von Autos, Lastern, Bussen, Motorrädern. Was die Anwohner der Rendeler Straße leidvoll wissen, gibt’s nun schwarz auf weiß: Mit teils unvorstellbarem Tempo rasen einige Fahrer die Rendeler Straße entlang.
Tempo 121 statt 30
Der Spitzenreiter mit Tempo 147 ist im Zeitraum vom 29. Februar bis 14. März gemessen worden. Er war einer von 49 800 erfassten Fahrern. Die weiteren Spitzenpositionen belegen ein Raser mit 139 und je einer mit 137 Stundenkilometern. Messpunkt war auf der Straßenseite gegenüber des Blitzers nicht weit vor dem Ortseingang in Fahrtrichtung Rendel. Weiter im Ort wird die Lage nur ein wenig besser: Tempo 121 hatte hier ein Raser drauf – das allerdings im Tempo-30-Bereich! Das Messgerät stand auf Höhe der Metzgerei Wörner-Frank in Fahrtrichtung Stadtzentrum. Es erfasste fast 89 200 Fahrzeuge. Die nächstplatzierten folgen mit Tempo 120, 118, 113 Stundenkilometern.
Angesichts der sehr großen Zahl gemessener Fahrzeuge zeigt sich aber auch: „Die große Mehrheit hält sich in etwa an den Begrenzungen“, erklärt Ortsbeiratsmitglied Christian Neuwirth (CDU). So liegt das Durchschnittstempo im 30er-Bereich bei 36,5 bis 37,9 Stundenkilometern. 85 Prozent der Autofahrer sind mit Tempo 45 oder weniger unterwegs. Ähnliches Bild im 50er-Bereich: Die Durchschnittsgeschwindigkeiten liegen bei bloß 49,7 bis 50,3. Fünf Sechstel aller Fahrzeuge waren mit Tempo 57 oder weniger unterwegs.
Gefährlich vor der Kita
Auch geblitzt hat die Stadtpolizei. Dabei fielen die Ergebnisse ebenso drastisch aus: Kurz vorm Ortsausgang raste der Spitzenreiter mit Tempo 83 statt erlaubter 50 durch, gegenüber des Abzweigs Hanauer Straße mit Tempo 57 statt dort gestatteter 30. An 17 Messtagen seit Januar erhielten zwölf Fahrer Bußgelder aufgebrummt und 566 Verwarnungen, erläutert Stein.
Zusätzlich hat die Stadtpolizei eine weitere, gefährliche Stelle im Blick: Die Dieselstraße im Industriegebiet in Höhe der Kita Kinderwelt. Dort gilt Tempo 30 – doch mit 117 km/h jagte laut Langzeitmessung der Spitzenreiter im März durch. Das Durchschnittstempo von 311 000 gemessenen Fahrzeugen liegt hier bei Tempo 34,4. Dennoch reichte es seit Januar an 14 Blitzertagen zu 21 Bußgeldbescheiden und 798 Verwarnungen. Die Ergebnisse zeigen es für Ortsvorsteher Wortmann klar: „Wir müssen feste Blitzer an den neuralgischen Punkten aufstellen.“ (den)