Zwei Welten prallen beim Zusammentreffen von zwei unterschiedlichen Männern in Paris aufeinander. Der eine ist reich und gebildet, gelähmt und auf Hilfe angewiesen. Der andere ist jung und arm, unbekümmert und ein Lebenskünstler. Kann das gutgehen? Die Frage beantwortet die Bühnenadaption des Erfolgsfilms „Ziemlich beste Freunde“ bei den Burgfestspielen.
Bad Vilbel. Mit lauten Pfiffen und anhaltendem Applaus feiert das Premierenpublikum in der ausverkauften Wasserburg das vor Freude strahlende Ensemble der Komödie „Ziemlich beste Freunde“ um Regisseurin Mascha Pitz und Ausstatter Thomas Unthan.
Die vier Darsteller fesseln das Publikum mit der Bühnenadaption der Filmkomödie über eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen zwei sehr unterschiedlichen Männern. Die Herausforderung bei dieser Inszenierung auf der Freilichtbühne ist groß. Denn das Gros der Zuschauer hat den gleichnamigen Film von Éric Toledano und Olivier Nakache noch vor Augen.
Die vier Darsteller brillieren in einer eigenen, sehr humorvollen, mit vielen witzigen Einfällen bestückten und um nachdenkliche Momente angereicherten, nur ein klein wenig in Klamauk abgleitenden Inszenierung. Diese muss trotz der eingeschränkten Möglichkeiten auf der Freilichtbühne einen Vergleich mit dem bekannten Film aus dem Jahr 2011 nicht scheuen.
Den Schwerpunkt der Inszenierung legt Regisseurin Mascha Pitz auf die Charakterisierung und Entwicklung der Figuren, vor allen der beiden Protagonisten Philippe und Driss. Mit Spielfreude punkten die vier Darsteller, von denen Susanne Buchenberger und Martin Müller gleich in mehreren, teils sehr unterschiedlichen Rollen zu sehen sind.
Wolfram Boelzle verkörpert mit Nonchalance Philippe, den Nachkommen einer französischen Adelsfamilie und erfolgreichen Geschäftsführer eines Champagnerunternehmens. Er ist seit einem Gleitschirmunfall vom Hals abwärts querschnittsgelähmt und muss rund um die Uhr betreut werden.
Bei ihm bewirbt sich pro Forma der arbeitslose Ex-Sträfling Driss, den mit viel Herzblut und Temperament Stephen Appleton verkörpert. Driss kommt zum Vorstellungsgespräch zu Philippe, weil er fürs Arbeitsamt eine Ablehnung samt Unterschrift benötigt, um weiter Arbeitslosengeld zu beziehen. Trotz aller Bemühungen und seinem dreisten Auftreten stellt ihn Philippe als Pfleger ein.
Driss hat keine Lust den Gelähmten zu pflegen, ihn zu duschen, massieren, füttern oder gar zu windeln. „Geben Sie mir Schokolade“, fordert Philippe. „Nein, keine Arme, keine Schokolade“, erwidert Driss. Um gleich darauf seinen sprachlosen Arbeitgeber zu beruhigen: „Das ist schwarzer Humor.“ Nach und nach lernt Driss die Pflege von Philippe und findet sich im vornehmen Umfeld zu recht, profitiert von der Bildung und Erfahrung seines Arbeitgebers.
Philippe blüht regelrecht unter der unverblümten, authentischen Art seines neuen Pflegers auf. Er findet zu neuer Vitalität und Lebensfreude, lässt die Lethargie in seinem goldenen Käfig hinter sich. Zwischen den beiden Männern entwickelt sich ein Vertrauensverhältnis, das bald zu Freundschaft wird. Sie unterstützen und ergänzen sich gegenseitig. Sie bestehen Abenteuer wie einen gemeinsamen Gleitschirmflug, die Flucht vor der Polizei, tauschen sich über Frauen, Sexualität „mit den Ohren“, Brieffreundschaften und moderne Malerei aus.
„Was, 41.400 Euro für ein Gemälde mit roten Flecken auf Weiß?“, fragt Driss fassungslos. Driss besorgt seinem aristokratischen Freund nicht nur eine Frau für ein Liebesabenteuer, sondern auch ein Rendezvous mit seiner Brieffreundin Eleonore.
Das Publikum singt Philippe ein vielstimmiges Geburtstagsständchen und honoriert Spiel, Tanz und Akrobatik der vier Schauspieler immer wieder mit Zwischenapplaus. (fau)
Weitere Aufführungen von „Ziemlich beste Freunde“ gibt es am Do, 03.08.17, am Fr, 04.08.17, am Mo, 14.08. 17, am Di, 15.08.17 und am Di 29.08.17 jeweils um 20.15 Uhr.