Bad Vilbel. Die Lagergemeinschaft Auschwitz – Freundeskreis der Auschwitzer und der Fachbereich Kultur der Stadt Bad Vilbel laden gemeinsam mit dem Bad Vilbeler Verein für Geschichte und Heimatpflege für Freitag, 22. Januar, 19.30 Uhr ins Kulturzentrum Alte Mühle zu einer Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus’ ein: “…und vor dem Fenster schweigt die Nacht“ lautet der Titel eines „musikalisch-lyrischen Mosaiks“ mit Texten der deutsch-jüdischen Dichterinnen Gertrud Kolmar (1894 – 1943) und Hilda Stern Cohen (1924 – 1997). Dargeboten wird es von der Schauspielerin Lilli Schwethelm vom Büdinger Theater mimikri und dem Komponisten und Gitarristen Georg Crostewitz. Der Eintritt ist frei.
Der Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 wurde 2005 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN) zum internationalen Holocaust-Gedenktag erklärt. In diesem Kontext findet die Veranstaltung in der Alten Mühle statt.
Lilli Schwethelm rezitiert und erzählt aus dem Werk von Hilda Stern Cohen. Die deutsche Sprache, in der sie einst zu Hause war, wird sie auf immer mit ihren Peinigern in Verbindung bringen müssen („Genagelt ist meine Zuge an eine Sprache, die mich verflucht“). Die Auschwitz-Überlebende steht einsam und abseits menschlicher Alltagsnormalität. Ihre Lyrik verbindet das erlebte Grauen mit einer immerwährenden Bewusstheit über die Schönheit der Natur. In ihren Zeilen verstecken und offenbaren sich größter Schmerz, feine Ironie, tiefes Mitgefühl und leiser Sarkasmus.
Als Schauspielerin verwandelt sich Lilli Schwethelm in Geschöpfe aus Gertrud Kolmars Gedichten und gibt ihnen eine sichtbare Gestalt. Der qualvollen Zeit der Verfolgung und drohenden Vernichtung steht die Weite ihrer inneren Welten gegenüber. Hier feiern die scheinbar Hässlichen ihre versteckte Schönheit. Mystische Charaktere der Einsamkeit begegnen sich. Die Stummen erheben das Wort und haben Erstaunliches zu sagen. Die dazu einfließenden Kompositionen von Georg Crostewitz sind musikalische Kommentare, Melodien des Mitgefühls und der Ermutigung. (hir)