„Unbegreifliches ist geschehen“ – so haben wir es mehrfach in den Predigten, Ansprachen und Gebeten in dem ökumenischen Gedenkgottesdienst im Kölner Dom gehört. Unbegreiflich bleibt weiterhin, was am 24. März in den französischen Alpen geschehen ist: 149 Menschen wurden von einem Menschen mit in den Tod gestürzt. Das Leid und die Trauer in den Herzen der Angehörigen muss unendlich groß sein. Unbegreiflich groß war aber auch die Hilfe, die den von Leid und Trauer betroffenen Menschen zugekommen ist. Das macht bei allem Schmerz über den unwiederbringlichen Verlust der Lieben auch sehr dankbar.
„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Psalm 22), so wird es vielen Menschen in der Trauer ergangen sein. Das Vertrauen in die große Güte und Liebe Gottes scheint infrage gestellt zu sein. Wie kann Gott es zulassen, dass so unendlich viel Leid manchen Menschen zugefügt wird? Darauf gibt es theoretisch keine zufriedenstellende Antwort. Doch eine anschaulich nach vorne ausgerichtete Antwort gibt es: Gott selber hat sich in das Leid der Menschen begeben. Im Evangelium hören wir, dass Unbegreifliches geschehen ist: In dem leidenden und sterbenden Menschen Jesus identifiziert sich Gott ohne Einschränkung mit unserem gegenwärtigen Leiden und Sterben. „Gott ist Liebe“ – das lebt Gott in Jesus vorbildlich aus; das zeigt er leidenden Menschen heute durch das Mitleiden und Trösten durch Mitmenschen – innerhalb und außerhalb von Kirchen.
Am Ende des Gedenkgottesdienstes in Köln wurden Holzengel an einzelne stellvertretend für andere verteilt: Viele Helfer waren und sind Engel des Trostes für die trauernden Angehörigen. „Der Mensch ist nicht nur zum Bösen, sondern auch zum Guten fähig“, hob unser Bundespräsident hervor. Das in unserem Alltag zu erfahren und für andere erfahrbar zu machen, die den Trost und die Hilfe dringend nötig haben, ist unser aller Auftrag. Gottes Geist ermutigt uns dazu.
Pfarrer Matthias Gärtner,
Evangelische Kirchengemeinde
Bad Vilbel-Dortelweil