Bad Vilbel/Wetterau/Rügen. Im Juni 2022 war mithilfe einer weltweit erstmals angewandten Bautechnik mit der Installation der Fundamente des Windparks »Arcadis Ost 1« in der Ostsee begonnen worden. Seit Mitte Januar produzieren dort die ersten Windräder Strom. »Für uns war von Beginn an klar, dass dies ein zukunftsweisendes Projekt mit einem weltweit erstmals angewandten Verfahren ist. Wir freuen uns, dass ein weiterer Meilenstein erfolgreich erreicht wurde und Strom ins Netz eingespeist wird«, erklären die Ovag-Vorstände Joachim Arnold und Oswin Veith.
»Arcadis Ost 1« hat ein Gesamtinvestitionsvolumen von rund 800 Millionen Euro. Neben dem federführenden belgischen Energieunternehmen Parkwind ist an »Arcadis Ost 1« auch die Projektgesellschaft OstseeWindEnergie GmbH beteiligt, die vom regionalen Energieversorger Ovag sowie den Stadtwerken Bad Vilbel und der WV Energie AG gebildet wird. »Aus heutiger Sicht bewegt sich das Projekt im Rahmen der Wirtschaftlichkeitsprognosen. Bei so komplexen Projekten, mit den Unwägbarkeiten des Winddangebots, der technischen Verfügbarkeit im Meeresumfeld und der Marktpreisentwicklung über die nächsten zwei Jahrzehnte lässt sich der tatsächliche Geschäftserfolg erst auf lange Sicht feststellen«, erklärt Dr. Hans-Peter Frank, Leiter der Abteilung Energieerzeugung und Handel der Ovag.
Strom für rund
350 000 Haushalte
Beim umweltschonenden Bau der Fundamente des Offshore-Windparks kam weltweit erstmals das Spezialschiff »Orion« eines Offshore-Installationsspezialisten zum Einsatz, mit dem die im Bauwesen »Monopiles« genannten Fundamente« kontrolliert abgesenkt und präzise in den Boden eingebracht wurden, ohne sich mit dem Schiff auf dem Meeresboden abstützen zu müssen. Dadurch blieben die Monopiles auch bei Wellengang und Schiffsbewegungen stabil in ihrer Position.
»Die verbauten Fundamente sind die bisher größten in Europa, dies ist in Wassertiefen von bis zu 45 Metern und speziellen Bodenbedingungen geschuldet«, erläutern Arnold und Veith. »Im November wurden mithilfe des weltgrößten Schwimmkrans die Türme und ersten Maschinenhäuser mit den Rotorblatt-Sternen, ebenfalls ohne Abstützung auf dem Meeresboden, installiert. Bis zum Sommer dieses Jahres sollen die Bauarbeiten komplett abgeschlossen sein.«
Der Park wird über 27 Windräder mit insgesamt 257 Megawatt (MW) elektrischer Leistung verfügen. Als erster Offshore-Windpark in Europa ist »Arcadis Ost 1« mit den neuen Vestas-Turbinen vom Typ V174-9,5 MW ausgestattet. Jedes Windrad hat eine Leistung von 9,5 MW, eine Nabenhöhe von 110 Meter über der mittleren Meeresoberfläche und verfügt über einen Rotor mit einem Durchmesser von 174 Metern.
»Der erwartete jährliche Stromertrag wird mit über einer Million MWh prognostiziert. Das ist etwa die Menge, die die Ovag jährlich an ihre privaten und gewerblichen Kunden liefert«, erklärt Frank. Das entspricht rechnerisch dem Strombedarf von 350 000 Haushalten pro Jahr.
Vorreiter bei
Erneuerbaren Energien
In der Region sei die Ovag seit Jahrzehnten Vorreiter in Sachen erneuerbarer Energien. Vor rund 30 Jahren errichtete sie im Vogelsberg den ersten Windpark im deutschen Binnenland. Es folgten wegweisende Technologien wie Biogas in Erdgasqualität und Fotovoltaik-Freiflächen, die heute selbstverständlich sind und ebenfalls weiter ausgebaut werden. »Die Beteiligung an ›Arcadis Ost 1‹ passt zur OVAG und zu ihrer klimaschutzorientierten DNA und war für uns ein folgerichtiger und ein weiterer wegweisender Schritt für unser Unternehmen«, so die OVAG-Vorstände.
Der Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland sei nicht nur infolge des Klimawandels, sondern auch durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine und die dadurch sichtbar gewordenen Abhängigkeiten von fossilen Energieträgern deutlich stärker in den gesellschaftlichen Fokus gerückt. »Das Projekt passt deshalb hervorragend in die Zeit und in unser Portfolio, denn wir wollen durch die Beteiligung unseren Beitrag zur Erreichung der Klimaziele weiter ausbauen. Offshore-Wind ist mit seiner hohen Verlässlichkeit und den erheblichen Windstärken ein unverzichtbarer Baustein bei der Verbesserung der nachhaltigen Versorgungssicherheit«, so die OVAG-Vorstände Arnold und Veith abschließend. (zlp)