Bad Vilbel. Es sieht zwar nicht aus wie eine offizielle Stadtverordnetenversammlung, doch es ist eine. Statt Reihen von Tischen, sind Rundtische aufgestellt, mit einigen Stühlen herum und ein Buffet steht bereit. Stadtverordnetenvorsteher Oliver Junker eröffnet diese besondere Zusammenkunft.
Dann folgen Elke Lange-Helfrich und Friedemann Kuhl aus Bad Vilbel mit dem Jazz-Standard »Autumn Leaves« und es übernimmt Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU): »Passend zur Jahreszeit ist diese Sitzung musikalisch eingeleitet worden. Wir verabschieden heute langjährige Mitglieder der Kommunalpolitik, die aus den Gremien ausgeschieden sind.«
»Wer mich kennt, der weiß, wie wichtig mir das Ehrenamt ist und auch, den Menschen, die sich engagieren etwas zurückzugeben«, betont Stöhr. Das gelte für die Vereinsarbeit wie für die Kommunalpolitik.
Als Kämmerer und Jurist habe er nicht widerstehen können, die Zahlen zu addieren: »Wir ehren heute Abend insgesamt 321 Jahre ehrenamtliche Arbeit. Um genau zu sein 321 Jahre und vier Monate.« Das unterstreiche die Außergewöhnlichkeit dieser Veranstaltung, findet Stöhr. Die Arbeit lokalpolitischer Gremien stehe häufig im Schatten von Landes- und Bundespolitik. Doch im Lokalen sei ein Politiker immer Ansprechpartner und Kommunikationsquelle. »Ein Kommunalpolitiker muss alle Themen im Überblick haben, wissen was in der Stadt geschieht, was im Rathaus los ist und opfert für dieses Ehrenamt die eigene Freiheit.« All das für eine kleine Aufwandsentschädigung. Doch ein Motiv haben alle gemeinsam: »Nirgendwo sonst in der politischen Landschaft ist es möglich, so unmittelbar an Veränderungen mitzuwirken, die das alltägliche Leben betreffen.«
Auch hebt Stöhr die Verantwortung der Gremien hervor. Diese verwalten schließlich das kommunale Geld. »Sie können stolz darauf sein, dass Bad Vilbel in den vergangenen Jahren eine so positive Entwicklung genommen hat.« Eigentlich werden Kommunalpolitiker, die »nur« eine Amtszeit lang in einem Gremium gesessen haben, nicht offiziell geehrt, der Bürgermeister möchte diese trotzdem nicht vergessen.
Mehr als 15 Jahre
Offiziell geht es danach weiter: Für mehr als eine Legislaturperiode gibt es die Ehrennadel in Bronze, für mehr als zwei die silberne. Wer drei Amtszeiten und damit mindestens 15 Jahre in städtischen Gremien gesessen hat, erhält die Ehrennadel in Gold. Ehrentitel erhalten Edwin Lotz und Herbert Anders. »Beide haben zu den bereits erwähnten 321 Jahren eine beachtliche Zahl beigetragen«, betont der Rathauschef. Edwin Lotz wird zum Ehrenstadtverordneten ernannt, Herbert Anders zum Ehrenstadtverordnetenvorsteher.
1998 saß Edwin Lotz erstmalig in der Stadtverordnetenversammlung, in der Betriebs- und Verkehrskommission und übernahm 2004 den Vorsitz des Haupt- und Finanzauschusses. Herbert Anders wurde 2001 zum Stadtverordneten gewählt, hatte seit 2013 den Vorsitz des höchsten Gremiums inne und sich schnell den Respekt aller Fraktionen erarbeitet. Zudem war Anders lange Vorsitzender des Sozialausschusses und engagiert sich noch immer im Ortsbeirat Dortelweil.
Insgesamt 23 Geehrte
Zahlreiche Politiker sind für ihr Engangement in den vergangenen Jahren ausgezeichnet worden. Vom Ortsbeirat über die Stadtverordnetenversammlung bis zum Ausländerbeirat. Sie alle waren – teils viele Jahre lang – in der Quellenstadt ehrenamtlich aktiv. Geehrt wurden: Carsten Petry (CDU), Hans-Joachim Prassel (SPD), Ralph Spiegler (SPD), Katja Meiner (SPD), Semaan Semaan, Tanja Tamassebi-Hack (SPD), Saadallah Barakat, Kai Böckel (CDU), Manuel Cordes (CDU), Christian Dittmann (Grüne), Erhard Mattern (Freie Wähler), Hartmut Schrade (CDU), Maria Skorupski (SPD), Sandra Völker (CDU), Bastian Zander (CDU), Kerstin Cleve (CDU), Helmut Cordes (CDU), Ralph Mallmann (Grüne), Dominik Schäfer (CDU), Joachim Schulz (CDU) Dr. Klaus Wessel (CDU), Edwin Lotz (CDU) und Herbert Anders (CDU). (wpa)