Bad Vilbel. Die Tage des tristen Fußgängertunnels am Nordbahnhof sind gezählt. Gestern unterschrieben die Stadt und die Bahn AG einen so genannten Kreuzungsvertrag für den Neubau einer Unterführung. Das fünf Millionen Euro teure Projekt kann jedoch voraussichtlich erst 2010 gebaut werden, weil es Teil des Finanzierungspakets für den viergleisigen S-Bahn-Ausbau ist. Geld gibt es erst, wenn der Gesamtausbau beginnen könne, erläuterte Susanne Kosinsky, die als Prokuristin bei der DB Station & Service AG in Frankfurt zuständig ist für Personenbahnhöfe. Auf Frankfurter Gebiet gibt es derzeit noch mehrere Einsprüche gegen den S-Bahn-Ausbau. Mit der rechtlichen Klärung sei aber noch in diesem Jahr zu rechnen, so Kosinsky. Dann beginne die Ausführungsplanung.
Über die Bauzeit wollten die Bahn-Manager keine Auskunft geben, man befinde sich erst am Anfang der Planungen. Weil bei laufendem Bahnbetrieb, „unter dem rollenden Rad“ gebaut werde, müsse die Untertunnelung sorgfältig geplant werden, erläutert Stefanie Doffing, Prokuristin bei der DB Netz in Frankfurt. Hilfsbrücken müssten gebaut werden.
Als wichtigen Schritt in die Zukunft bezeichnete Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) den Vertrag. Dadurch werde „ein schöneres und barrierefreies Eingangsbild“ entstehen. Das bisherige Bauwerk habe schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel, werde immer wieder durch Schmierereien verschandelt. Die Stadt habe zwar immer wieder die eine oder andere Aktion zur Verschönerung gestartet, doch erst der Neubau ermögliche eine moderne, großräumige und zu hundert Prozent barrierefreie Unterführung. Auch für das geplante Wohn- und Gewerbegebiet Quellenpark sei dieses Eingangstor besonders wichtig. Schon Ende April werde das Areal durch die neue Nordumgehung erschlossen, bald folge der Zugang für Bahnreisende.
Die Pläne zum Ausbau der S-Bahn-Trasse seien bereits Ende der 90er Jahre aufgekommen, doch erst mit dem Planfeststellungsbeschluss vom April 2004 habe sich die Gelegenheit geboten, den Neubau und die Erschließung des Quellenparks anzugehen, so Stöhr.
Die zusätzliche Anbindung lässt sich die Stadt viel Geld kosten. Der bestehende, schlauchförmige Tunnel ist 3,60 Meter breit und 2,50 Meter hoch. Die künftige Untertunnelung, 35 Meter südlich gelegen, soll sechs Meter breit, drei Meter hoch und 58 Meter lang sein. Rampen und Aufzüge erschließen auch die zusätzlichen beiden S-Bahn-Gleise und einen Bahnsteig für die Niddertalbahn. Zur Stadtseite verläuft der Zugang fast ebenerdig, zum Quellenpark hin muss ein Bahndamm durch eine längere Rampe überwunden werden. Damit könnten die Reisenden, besonders ältere Menschen oder Eltern mit Kinderwagen „besser und einfacher zum Zug kommen“, verspricht Kosinsky.
Mit in die Planung einbezogen ist bereits ein Baufenster für ein Kiosk- und Service-Geschäft. Das Bauwerk kostet geschätzte knapp fünf Millionen Euro. Davon trägt die Bahn gut 1,1 Millionen Euro – das entspreche dem Betrag, den die Bahn für die Erweiterung und den barrierefreien Ausbau des bestehenden Tunnels ausgeben müsste, erläutert Doffing. Die restlichen Kosten trägt die Stadt, davon bleiben nach Abzug aller beantragten Fördergelder nahezu 800 000 Euro. Hinzu kommen Planungs-, Verwaltung- und Ablösekosten, so dass die Stadt mit Gesamtkosten von rund 1,6 Millionen Euro rechnen muss.
Der bisherige Fußgängertunnel soll nach Eröffnung der neuen Unterführung nicht nur zugemauert, sondern vollständig verfüllt werden, kündigt Kosinsky an. Das sei schon alleine aus Gründen der Brückenstatik erforderlich. Den Nordbahnhof biete die Bahn schon jetzt zum Verkauf an, sagt die Bahnhofs-Managerin. Platz wird es auch hinter dem Bahnhofsgebäude geben, wo drei bis vier Gleise abgebaut werden sollen, bislang werden dort noch Züge geparkt.