Erst seit ein paar Tagen läuft das Projekt. Doch entlang von Karbens Hauptverkehrsachse sieht man es schon deutlich: Hier lässt die Stadt annähernd täglich Minijobber den Dreck von Straßen, Wegen, aus Grünanlagen wegräumen. Ein Knochenjob, aber mit Perspektive.
Karben. Der Blick in die große, blaue Mülltonne macht Gerald Vorweg (35) zufrieden. „Nicht ’mal halbvoll“ ist sie gegen Ende seiner Tour an diesem Tag. In der Tonne: Abfälle und Unrat, die Karbener und ihre Besucher achtlos auf Straßen, Gehwege und in die Grünanlagen entlang der Karbener Hauptverkehrsachse geworfen haben.
Seit zwei Wochen ist Gerald Vorweg auf Tour. Seinen richtigen Namen mag er nicht in der Zeitung lesen. „Müllsammeln ist ja jetzt nicht so der tolle Job“, sagt der Mann aus einer Nachbarstadt. Doch in Karben ist es eine wichtige Aufgabe, findet Bürgermeister Guido Rahn (CDU): „Es ist gut, dass jemand bereit ist, das zu machen.“
Denn allzu verdreckt sieht es seit langem in Karbens Stadtzentrum aus. Angefangen am Bahnhof Groß-Karben, der an schlimmen Tagen schon an eine Müllhalde erinnerte. Papiere, Flaschen, aller möglicher Dreck liegt dort auf den Wegen, Straßen, an Böschungen herum.
In die Büsche uriniert
Nicht besser ist die Situation entlang der Bahnhofstraße, wo tagtäglich Zehntausende Menschen in Autos, zu Fuß, auf dem Fahrrad entlang kommen. „Der viele Dreck war einfach kein schöner Anblick“, sagt Rahn. Länger angekündigt, hat nun eine Putz-Truppe dem Müll den Kampf angesagt. Minijobber, angestellt beim Bauhof, sind vormittags im Stadtzentrum unterwegs und räumen die Hinterlassenschaften der Mitmenschen weg.
Dreieinhalb Stunden dauert die Tour – heute. „Am Anfang hat man das kaum geschafft“, erzählt Gerald Vorweg. Am ersten Tag schaffte er es kaum, die Müllmengen am Bahnhof zu bewältigen. „Da war schnell eine ganze Tonne voll.“
Dort, wo er es nicht vermutet habe, sei es „sehr zugemüllt“ gewesen, sagt Vorweg: an den Frauenparkplätzen und Fahrradständern am Bahnhof. Leute lüden dort ganze Müllsäcke ab. Dann muss Vorweg die Bauhof-Kollegen anrufen, damit sie die Säcke per Pritsche abholen.
Am schlimmsten aber sei es am Skulpturenpark. „Dort stehen Papierkörbe, aber die Menschen werfen die Sachen direkt daneben.“ Schnapsfläschchen fänden sich zu Hauf. Für den Minijobber ein Problem: „Ich darf die Sachen nur mit der Müllzange greifen, nicht anfassen.“ Sicher ist sicher. Die Glasfläschen aber lassen sich kaum greifen. Das mit Abstand unangenehmste dort: „Überall wird in die Büsche uriniert. Einfach eklig.“
Bürger danken es
Diesen Hinweis will der Bürgermeister gleich aufnehmen. „Wir werden einige Büsche entfernen.“
Inzwischen sei die Lage nicht mehr so schlimm, freut sich Vorweg. An diesem Tag ist seine Mülltonne bloß zu einem Drittel voll, als er sie auf die Skateanlage rollt.
Verpackungen einer Fastfood-Kette liegen dort herum. „Schlimm wird’s, wenn der Müll lange liegt“, sagt der Bürgermeister. Nur regelmäßiges Aufräumen verhindere eine übermäßige Verschmutzung.
Neben Vorweg ist bisher ein zweiter Kollege unterwegs, jeder an zwei verschiedenen Tagen. „Wir nehmen gerne weitere Bewerbungen entgegen“, sagt der Bürgermeister. Die Stadt wolle täglich einen Müllmann aufräumen lassen. Rahn bewirbt die Beschäftigung als Möglichkeit, einen Einstieg „bei der Stadt“ zu schaffen. „So kann man sich für andere Jobs bewähren.“
Dass der Job zwar manchmal eklig ist, war Gerald Vorweg vorher klar. Aber dass er kein hohes Ansehen habe? Da wird der Müllsammler derzeit eines Besseren belehrt. „Mich haben wirklich schon Leute angesprochen und sich bedankt“, erzählt er und ist noch ganz begeistert. (den)