Seit vier Jahrzehnten ist die Grundschule Petterweil in der Ysenburger Straße beheimatet. Seit 22 Jahren gibt es dort zudem eine Nachmittagsbetreuung. Größere Baumaßnahmen stehen bevor.
Karben. Grund für die geplanten Baumaßnahmen an der Lilienwaldschule ist der stetig steigende Betreuungsbedarf. Derzeit nutzen 65 von 96 Schulkindern das Angebot. Im neuen Schuljahr werden es 75 Jungen und Mädchen sein.
Die kommissarische Schulleiterin Brunhilde Freund erklärt: „Eine neue, größere Schulküche wird dringend benötigt, weil der Bedarf an Mittagessen zunimmt. Es werden auch größere Betreuungsräume benötigt.“
Claudia Hartmann, die seit langem dabei ist und die Leitung der Betreuung inne hat, berichtet: „Der Betreuungsverein wurde 1992 gegründet. Damals wurden nur wenige Kinder beaufsichtigt.“ Die Nachfrage stieg stetig, Mittagessen und Hausaufgabenbeaufsichtigung wurden eingeführt, die Betreuungszeiten verlängert, die Anzahl der Betreuerinnen angepasst.
„Die Stadt Karben unterstützt die Einrichtung seit Februar 2014 verstärkt. Dadurch können weitere Fachkräfte gewonnen werden. Davon profitieren die Kinder in hohem Maße“, unterstreicht Hartmann. Interessante Offerten – dazu gehören Forscher-AG und Garten-AG – werden von den Jungen und Mädchen rege genutzt. Begeistert sind sie auch von der „psychomotorischen Bewegungsbaustelle“ und den Sportangeboten.
Umbau in den Ferien
„Bauliche Veränderungen sind durch die Erweiterung der Betreuung unvermeidlich“, erklärt Brunhilde Freund. Damit der Unterricht nicht durch die Arbeiten beeinträchtigt wird, sollen diese während der Sommerferien erledigt werden.
Vorher wird noch der 40. Geburtstag des Schulgebäudes in der Ysenburger Straße gefeiert, das 1974 bezogen wurde. Im Zeichen des Jubiläums steht das Schulfest am 28. Juni. „Dafür wird in der Woche zuvor im Unterricht geschrieben und gebastelt“, freut sich Freund. Zum 40-jährigen Bestehen gibt es eine kleine Ausstellung und eine Festschrift.
Lernen im Pfarrhaus
Das Unterrichtswesen hat in Petterweil eine lange Tradition. Im „Karbener Heft 16“ berichtet Wolfhard Bornschein davon. Hier eine Zusammenfassung: Vor 450 Jahren, also um 1550, gab es noch keine Schulpflicht. Der erste Unterricht fand im Pfarrhaus statt. Der Pfarrer unterwies die Kinder im Lesen und in Bibelkunde. Nach der Reformation wurde der Wunsch nach Unterricht stärker. Deshalb entschloss sich die Gemeinde zum Bau eines Schulhauses.
1580 wurde das erste Schulgebäude in der Martinskirchgasse errichtet. Die ersten Schüler waren ältere Kinder und Jugendliche. Überliefert ist: „Die Schulzucht war streng. Wer den Unterricht schwänzte, der riskierte, dass die Eltern Strafe zahlen mussten.“ Schon nach 35 Jahren war das zweistöckige Haus baufällig und wurde abgerissen.
An gleicher Stelle entstand ein Neubau. Dieser wurde während des 30-Jährigen Krieges mehrmals stark beschädigt. 1626 und 1635 stand das Schulgebäude in Flammen, beide Male wurde es repariert. Die Petterweiler Bevölkerung war arm, deshalb konnte erst 1690 an der gleichen Stelle ein neues Schulhaus errichtet werden. Es ist erwähnt, dass es „die schönste Schule in der ganzen Umgebung gewesen sein“ soll. Nachzulesen ist auch, dass die Lehrer damals nicht nur unterrichteten, sondern auch an den Gerichtstagen als Gerichtsschreiber und an den Amtstagen als Amtsschreiber fungierten.
Der Ort wurde größer, die Schule wurde zu klein. Lehrer und Kinder fanden Unterkunft im ehemaligen Gerichtsgebäude, das später als Rathaus genutzt wurde. Mit der Zeit wies das Gebäude immer größere Mängel auf. Schließlich entschloss sich die Gemeinde zum Bau einer neuen Schule in der alten Heerstraße. Diese wurde 1910 bezogen und 1953 erweitert. 1974 wurde das heutige Schulgebäude feierlich eingeweiht.