Auf absehbare Zeit wird der S-Bahnhof Groß-Karben wie bisher nicht barrierefrei sein. Die Bahn hat nun eine Lösung abgelehnt, wie der Mittelbahnsteig ohne Treppensteigen zu erreichen wäre. Der Bürgermeister ist stocksauer.
Karben. Es hätte so simpel sein können. Einfach ein Treppenlift installiert, natürlich ein stabiles Gerät, um auch Vandalismus standzuhalten. Und schon hätten Menschen, die Probleme haben mit dem Treppensteigen, am Bahnhof Groß-Karben den Bahnsteig Richtung Frankfurt gut erreichen können. Im Frühjahr hatten Rollstuhlfahrer vom Multiple-Sklerose-Treff sowie Mitglieder des Sozialverbandes VdK auf die fehlende Barrierefreiheit an einem der am stärksten frequentierten Bahnhöfe Oberhessens aufmerksam gemacht. Sie übergaben eine Liste mit 900 Unterschriften an Bürgermeister Guido Rahn (CDU) und seinen Verkehrsplaner Ekkehart Böing.
Die beiden erklärten den Betroffenen, dass der Bahnhof im Zuge des S6-Ausbaus zwischen Bad Vilbel und Friedberg ohnehin barrierefrei umgebaut werden solle. Allein: Vor 2023 ist ein Baubeginn unwahrscheinlich – zumal die Bahn neuerlich ihre Planung überarbeiten muss, nachdem bei einer ersten Offenlage viele Einwendungen gekommen waren. Deshalb hatten Rahn und Böing erläutert, dass die Stadt das Land und die Bahn zu einer Zwischenlösung drängten.
Ideen mitgeliefert
Zwei Ideen lieferten beide gleich mit. Die eine: Im Vorgriff auf den Ausbau der Bahnstation könnte der zukünftig geplante Fahrstuhl eingebaut werden. Dazu allerdings sagte die Bahn postwendend nein, denn der Fahrstuhl könnte nur an der Nordseite des Fußgängertunnels entstehen. Auf dem Bahnsteig müssten Fahrgäste dann um den Treppenaufgang herumgehen. Nach dem Ausbau wird das kein Problem sein, weil dann Gleis zwei zum Stumpfgleis wird und in Höhe des Treppenaufgangs entfällt. Bis zum S-Bahn-Ausbau aber wird das Gleis noch durchgehend gebraucht. Damit kann der Bahnsteig nicht verbreitert werden, damit die Fahrstuhlnutzer um den Treppenabgang herumkommen können.
Die zweite Idee: Für Bahnnutzer, die die Treppen nicht benutzen können, einen Treppenlift einbauen. Doch das habe die Bahn nun abgelehnt, erklärte Rahn.
Ein Hublift könne jedoch nicht installiert werden, „da die Bahn sonst gegen Brandschutzauflagen verstoßen würde“, berichtet der Bürgermeister. Sprich: Die ohnehin nicht allzu breite Treppe ist ein Fluchtweg und würde noch weiter eingeengt. Der Rathauschef ist unzufrieden mit dieser Ablehnung. Denn nun bliebe erneut nur das Warten auf den kommenden Ausbau. „2028 plus x Jahre ist uns zu spät“, sagt Rahn. Deshalb bleibe die Stadt im Kontakt mit dem Staatsunternehmen. Aber: Eine konkrete Lösungsidee gibt es aktuell nicht mehr. Denn ohne ein teures Verlegen der Gleise lässt sich nicht genug Platz schaffen auf dem Bahnsteig, um den Fahrstuhl und seine Zuwegung unterzubringen.
Lassen nicht locker
„Wir werden nicht lockerlassen“, verspricht der Bürgermeister. Die Stadt habe unmittelbar nach der Absage die Bahn und das Land erneut angeschrieben und um eine Lösung gebeten. „Das machen wir zur Not alle vier Wochen“, sagt Guido Rahn. „Mal sehen, wie lange es dauert, bis wir das Brett durchgebohrt haben.“
Dem Bürgermeister dürften die Worte der Betroffenen noch immer im Ohr klingen. So wie die von Rollstuhlfahrerin Angelika Link aus Petterweil: „Setzen Sie sich dafür ein, Herr Rahn!“ (den)