Bad Vilbel. Jemand hat der in großbürgerlichen Verhältnissen lebenden Madame Raymonde Chandebise den Floh ins Ohr gesetzt, dass ihr Mann sie betrüge und in einem gewissen Etablissement außerehelichen Vergnügungen nachgehe. Vielleicht war dieser Jemand auch nur die eigene Langeweile der Madame und so vermutete und hörte sie etwas, was andere nicht hören. Dies ist die Ausgangssituation der Boulevardkomödie „Floh im Ohr“ des französischen Theaterdichters Georges Feydeau, mit der am 4. Juni die Burgfestspiele eröffnet werden.
Als Sponsor ist erneut der ortsansässige Arzneimittelhersteller Stada wieder mit 20 000 Euro im Boot. Um den Spendern einen Eindruck von der Arbeitsatmosphäre vor den Premieren zu vermitteln, hatte die Stadt den für Unternehmenskommunikation zuständigen Senior Vice President Dr. Axel Müller zur Scheckübergabe in eine vormalige Lkw-Halle eingeladen, wo Regisseurin Barbara Neureiter mit dem Ensemble gerade das Feydeau-Stück einstudiert.
Bürgermeister und Kulturdezernent Dr. Thomas Stöhr (CDU) brachte dabei die Redewendung „Floh im Ohr“ mit der Krankheit Tinnitus („Ohrrauschen“) in Verbindung und äußerte die Vermutung, dass die Stada da doch das eine oder andere Arzneimittel im Sortiment habe. Dr. Müller bejahte, wollte aber nicht konkreter werden. Vielmehr sagte er mit dem fast schon geschäftsschädigenden Hinweis, dass in vielen Fällen auch Entspannung ein wirksames Gegenmittel bei Tinnitus und anderen Krankheitssymptomen sei und für Entspannung könnten die Burgfestspiele in vielfacher Weise verantwortlich gemacht werden. Dr. Müller betonte, dass die Förderung der Burgfestspiele ein „Eckpfeiler“ des kulturellen Sponsorings von Stada sei und noch nie zur Disposition stand. Stada fühle sich mit Bad Vilbel und der Region verbunden.
„In Zeiten wie diesen ist Kultur genauso wichtig, wie in anderen Zeiten“, lobte Intendant Claus-Günther Kunzmann das Engagement der Stada.
Regisseurin Barbara Neureiter beschrieb den Ablauf der Handlung von „Floh im Ohr“ mit dem einen Wort: „Voll-Chaos“. Dies konnte auch als Hinweis auf die gegenwärtige Finanz-, Banken- und Wirtschaftskrise – eben den „Zeiten wie diesen“ – verstanden werden. Autor Feydeau habe effektvoll die Doppelmoral des Bürgertums zum Ausdruck gebracht. Die Probenarbeit verlaufe nicht nur entspannend, erfordere vielmehr oft eine produktive Spannung. Es wäre einfacher das Publikum zum Weinen zu bringen als zu unbeschwertem Lachen. Für diese Ansicht hatte Dr. Axel Müller sofort volles Verständnis, denn es sei auch in einem Wirtschaftsunternehmen einfacher, mit schlechten Zahlen für gedämpfte Stimmung zu sorgen als mit positiven Zahlen für gute Stimmung, erklärte er. Um die Stimmung allgemein aufzuhellen, überreichte er dem Rathauschef den Spendenscheck für die Freilichtspiele.