Die Karbener Kläranlage muss millionenschwer ausgebaut werden, denn sie ist in die Jahre gekommen. Außerdem wächst die Stadt, die Belastung nimmt also zu. Im Ausschuss für Stadtplanung und Infrastruktur erläuterte Ingenieurin Gabriele Lortz, wo die Probleme liegen und was getan werden muss.
Karben. Die Stadt Karben wächst. Wohngebiete werden erschlossen, und Unternehmen wählen Karben als Firmensitz. „Wir sind mit der Kläranlage am Rande unserer Kapazität“, begann Michael Quentin, der technische Betriebsleiter der Karbener Stadtwerke, seine Präsentation vor dem Ausschuss. Für 40 000 Einwohner sei die Anlage ausgelegt, die Auslastung schwanke zwischen 25 000 Einwohnerwerten und 53 000 Einwohnerwerten, je nachdem, welche Stoffe man im Abwasser messe.
„Was muss getan werden, um Zuzüge von Privatleuten oder auch Firmen aufzufangen? Wir haben seit 2009 über 2,3 Millionen Euro in die Sanierung der Kläranlage gesteckt“, verriet Quentin. Vor einigen Monaten habe er deshalb ein Labor beauftragt, gefährliche Stoffe zu messen, die im Auslauf der Kläranlage, also im gereinigten Wasser, noch zu finden seien.
Dabei seien Mikroverunreinigungen gefunden worden, am meisten Benzotriazol. Hiervon leite die Kläranlage pro Jahr 10,5 Kilogramm in die Nidda – bei 2,6 Millionen Kubikmetern Abwasser, die im Jahr durch die Anlage geschleust werden.
4. Reinigungsstufe
Benzotriazol dient als Korrosionsschutz von Metallen oder ist in Reinigungstabs für Spülmaschinen enthalten. Um diese Mikroverunreinigungen zusätzlich aus dem Wasser filtern zu können, würde man eine vierte Reinigungsstufe benötigen. „Das machen mittlerweile einige Betreiber, aber vom Gesetzgeber ist das nicht vorgeschrieben“, so Quentin. Diese Mikroverunreinigungen seien allgemein nur ein kleines Problem, deshalb seien nicht einmal Grenzwerte vorgeschrieben. „Damit will ich das aber nicht verharmlosen“, fügte er an. Diese vierte Reinigungsstufe einzubauen sei demnach optional. Drei Varianten zur Modernisierung stellte Quentin vor, die einen möglichen Ausbau der Anlage skizzieren, um die Kapazität um weitere 25 000 Einwohnerwerte zu erhöhen.
Eine minimale Erweiterung der Anlage sei für 2,4 Millionen Euro möglich, berichtete er. Eine komplette Modernisierung der Anlage und der zusätzliche Einbau einer vierten Reinigungsstufe, um die Mikroverunreinigungen aus dem Wasser filtern zu können, würde 4,6 Millionen Euro kosten. „Hierbei sind Teile der Anlage betroffen, die man auch bei der minimalen Erweiterung ohnehin bald austauschen müsste“, gab er zu bedenken. Die Minimalmodernisierung zuzüglich einer zusätzlichen vierten Reinigungsstufe würde hingegen acht Millionen Euro verschlingen.
Phosphor rausfiltern
Gabriele Lortz, Ingenieurin von der Deutschen Abwasserreinigungsgesellschaft aus Wiesbaden, weiß dazu Genaueres: „In Hessen sind diese Mikroverunreinigungen nicht das Problem. Hier ist man eher darauf bedacht, Phosphor aus dem Wasser zu filtern“, erklärte sie im Ausschuss. Sie berichtete ferner, wo genau die Anlage noch optimiert werden kann und an welchen Stellen modernisiert werden muss. „Die Karbener Kläranlage hat ein Problem damit, dieses Phosphat aus dem Wasser zu filtern. Doch bis zum 31. Dezember 2018 müssen neue Grenzwerte eingehalten werden und die sind sehr niedrig angelegt“, sagt sie. Im kommenden Jahr könnte die Stadt in die Planungen einsteigen und erste Schritte zur Modernisierung unternehmen, kündigte Quentin an.