Bad Vilbel. „Schon als kleines Kind habe ich gern getanzt, und ich liebe es, mich zur Musik zu bewegen“, sagt Sara Mortazavi (16) aus Bad Vilbel. So hat die Schülerin einer elften Klasse des Georg-Büchner-Gymnasiums gemeinsam mit ihrem Tanzpartner bereits zweimal die Hessenmeisterschaft im lateinamerikanischen Tanz gewonnen.
Saras Eltern sind vor mehr als 30 Jahren aus dem Iran nach Deutschland gekommen. Sara wurde hier geboren. Vor fünf Jahren habe sie mit Hip-Hop angefangen, erzählt Sara, „das war aber nichts für mich“. Dann habe sie mit dem lateinamerikanischen Tanzen, „Latin“ genannt, begonnen.
Ohnehin seien Tanzkurse bei den Jugendlichen wieder „in“, weiß Sara. Schon wenige Monate später habe sie ihr erstes Turnier getanzt, damals noch als Anfängerin in der D-Klasse. Nun hat sie sich bis zur Jugend-A-Klasse hochgearbeitet.
Hinter diesem Erfolg stecken zahllose Schweißperlen und hartes Training. So investiert Sara viel Zeit und Engagement ins Tanzen, das längst mehr als ein Hobby sei. „Ich tanze professionell und möchte das noch weiter ausbauen“, sagt sie. Bei den internationalen German Open Championships im August wurden sie und ihr Tanzpartner Guido Gencarelli (17) von 203 teilnehmenden Tanzpaaren das drittbeste deutsche Paar.
Zum professionellen Tanzen gehöre nicht nur mehrstündiges Training in der Woche. Auch ein entsprechendes Aussehen sei wichtig, sagt Sara. „Alle Tänzerinnen schminken sich, das gehört dazu.“ Ihre Kleider lasse sie individuell anfertigen, und beim Turnier sorgten mindestens 20 Haarklammern dafür, dass die Haare nicht herumflögen.
Bei den Turnieren lerne sie junge Leute aus Russland, Ungarn, Israel und anderen Ländern kennen, Umgangssprache sei meist Englisch. Zwar treffe man sich immer mal wieder, doch sei es im professionellen Tanzsport schwierig, echte Freunde zu finden. „Es gibt viel Neid, vor allem vonseiten der Eltern“, berichtet Sara.
Von ihrer Familie erfahre sie große Unterstützung. „Meine Mutter motiviert mich immer wieder und fährt mich zum Training.“ Sara trainiert und tanzt beim TSZ Heusenstamm. Pro Woche trainiere sie vier- bis fünfmal, und samt Fahrerei gingen pro Training dafür drei bis vier Stunden drauf. Da bleibe nicht viel Zeit für Hobbys. Gelegentlich lese sie ein Buch, „und ich koche gern und backe gern Kuchen“, erzählt sie.
„Die Schule ist mir wichtig, und ich bin eine gute Schülerin“, sagt Sara und berichtet von ihrer Durchschnittsnote 1,8 im letzten Zeugnis. Die Schule leide nicht unterm Tanzen, vielmehr profitiere sie dabei von ihren Erfahrungen.
„So habe ich vom Tanzen gelernt, dass man richtig viel tun muss, um gesteckte Ziele zu erreichen. Das empfinde ich als Herausforderung“, sagt die Schülerin. Pharmazie oder Sportwissenschaft wolle sie studieren. „Doch auf jeden Fall will ich erst mal ein gutes Abitur machen, dann wird es sich zeigen“, erklärt Sara selbstbewusst. Dann muss sie auch schon wieder los: Das nächste Training wartet.