Der frühere sowjetische Parteichef Leonid Breschnew traf sich vor vielen Jahren einmal mit dem damals noch frischgebackenen Bundeskanzler Helmut Kohl. Das Treffen fand am Himmelfahrtstag statt, und Kohl begrüßte Breschnew mit den Worten: „Ich freue mich, Sie am Himmelfahrtstag hier begrüßen zu dürfen“. Der sowjetische Übersetzer wusste nicht, wie er das übersetzen sollte, denn in Sowjetsprache existierte so etwas nicht, also übersetzte er: Sehr geehrter Herr Generalsekretär, ich freue mich, Sie heute am „Tag der Luftwaffe“ begrüßen zu dürfen.
Ob diese Geschichte so stimmt, weiß ich nicht. Sie weist aber auf etwas hin, was nicht nur in früheren Zeiten in der Sowjetunion Realität war, sondern auch heute bei uns Realität ist: Die meisten von uns können mit dem Feiertag „Christi Himmelfahrt“ relativ wenig anfangen. Klar, man freut sich über den arbeitsfreien Tag und das oftmals lange Wochenende, aber worum geht es da denn eigentlich?
Das Neue Testament berichtet uns, dass Jesus nicht vor 2000 Jahren im Grab verwest ist, sondern am dritten Tag von Gott wieder ins Leben zurück gerufen wurde und sich den Menschen, die ihm nachfolgten, mehrfach zeigte. Nach 40 Tagen verließ er diese Erde, um seinen Platz an der Seite Gottes einzunehmen. An dieses Ereignis erinnern sich Christen am Himmelfahrtstag.
Warum ist das wichtig? Weil das noch nicht das Ende der Geschichte ist. Eines Tages, auch das ist im Neuen Testament zu lesen, wird Jesus wiederkommen und der Geschichte dieser Welt, wie wir sie kennen, zum Ende bringen. Auch das glauben Christen und bekennen es seit 2000 Jahren, denn Christi Himmelfahrt erinnert uns daran, dass Gott diese Welt nicht gleichgültig sich selbst überlässt, sondern einen Weg der Erlösung schafft, dass er das Heil der Menschen will und nicht Verderben – aber dass er gleichzeitig uns Menschen die Wahl zwischen den beiden überlässt.
Und weil Gott diese Welt nicht gleichgültig ist, kann sie uns Christen auch nicht gleichgültig sein. Deshalb sollen wir Friedensstifter sein, uns um Bedürftige kümmern, Trauernde trösten und Schwache aufbauen – den Menschen so begegnen, wie Jesus ihnen begegnet ist. Und deshalb lohnt es sich, an der Guten Nachricht von Jesus Christus festzuhalten: Weil sie die Wahrheit ist, auch wenn sie noch so unglaublich klingt.
Pastor Rolf Schwärzel,
Freie ev. Gemeinde Bad Vilbel