Bad Vilbel. Als „chaotisch“ bezeichnet die Polizei die Situation auf den Straßen rund um das Schulzentrum. Mit einem Aufklärungsfilm und Kontrollen soll dem gefährlichen Treiben nun entgegengesteuert werden.
Am Schulzentrum ist der Teufel los. So stellt es ein Film dar, der von der Polizei gemeinsam mit Schülern des Georg-Büchner-Gymnasiums (GBG), der John-F.-Kennedy-Schule (JFK) und der Stadt Bad Vilbel gedreht wurde. Darin springen Schüler über Absperrgeländer direkt vor fahrende Autos. Eine hektische Mutter überfährt einen Radler und zum Schluss wird ein Zweirad vor der Schule gestohlen.
Es sind sämtlichst nachgestellte Szenen, die freilich die angespannte Situation am Schulzentrum mit 2500 Jugendlichen wiedergäben, betont der Bad Vilbeler Polizeichef Torsten Werner. Sein Kollege, Dienstgruppenleiter Klaus Reuter, räumt bei einem Treffen im Büchner-Gymnasium aber ein, dass es dort bisher noch keinen schweren Unfall gegeben habe.
Dennoch sehen die Ordnungshüter Handlungsbedarf. Auslöser waren Beobachtungen, die die Polizisten Ende November 2009 an der Homburger Straße gemacht haben. „Das war Chaos pur“, urteilt Werner. Besonders am Viadukt hätten Fußgänger bei Rot die Kreuzung überquert, es habe Beschimpfungen von Autofahrern gegeben – „das war kurz vor einer körperlichen Auseinandersetzung“.
Daraufhin habe man eine gemeinsame Aktion mit den Schulen und der Stadt angeregt, so Werner. Im Februar gab es einen ersten Workshop. Dabei fiel der Entschluss, einen Film zu drehen. Als Studio stand das Medienzentrum der Polizeischule Hessen zur Verfügung. Statisten kamen von der Klasse 6 a des GBG hinzu. Als Moderator in einer „Stern TV“ nachempfundenen Studiokulisse moderierte der Schüler Alexander Baumgartl das Geschehen. Er sowie die Rektoren Peter Troitzsch (GBG) und Peter Mayböhm (JFK) mahnten zu mehr Aufmerksamkeit. Schließlich müssten die Jugendlichen bei groben Verstößen sogar damit rechnen, dass sie ihren Führerschein erst später machen dürften.
Die Luftaufnahmen in dem Film wurden vor kurzem aus einem Polizeihubschrauber gemacht, der längere Zeit über der Schule kreiste. Die Filmbilder seien aber nur ein Aspekt dieses Einsatzes gewesen, erläutert Werner.
Der Film solle jedoch nur ein Auftakt sein. Die Polizei möchte auch an den Schulen mehr Aufklärungsarbeit leisten – im Unterricht, bei Elternabenden. Auch die Stadt plane bauliche Maßnahmen, um die Gefahrenstellen zu entschärfen, berichtet Werner. Ein erster Schritt war die Entfernung der „Kölner Teller“ auf der Saalburgstraße, die vor allem für Radler zu Stolperfallen wurden. Die Radler sind eine gewichtige Gruppe: Dreiviertel der 2500 Schüler kämen mit dem Rad, so hat die Polizei ´herausgefunden.
In der Diskussion nach der Filmvorführung beklagten Eltern, es gebe keine Schulbus-Verbindung nach Dortelweil, denn dann „wären die Kinder von der Straße weg“. Eine Mutter sagte, die Fußgänger-Grünphase an der Homburger Straße sei viel zu kurz, schalte auf Rot, obwohl die Kinder noch auf der Fahrbahn seien.
Herbe Kritik wurde aber auch „am schlechten Vorbild der Eltern“ geübt: „Sie würden ihre Kinder am liebsten direkt in den Klassenraum fahren“, schimpfte Christa Faust, die Vorsitzende des GBG-Schulelternbeirats. Da werde entlang der Saalburgstraße einfach in zweiter Reihe geparkt, so dass die radelnden Schüler keine Chance hätten, verkehrsgerecht zu fahren. „Meine Tochter wurde da schon ein paar Mal fast angefahren“, klagte sie. Andere Eltern forderten mehr Kontrollen auch auf den Feldwegen, wo ältere Schüler mit Autos kreuzten.