Der Flaschenhals Büdinger Straße in Bad Vilbel bleibt ein Dilemma für die Stadt und auch ihre Nachbarkommunen. Doch nachdem es nun zu Kontroversen zwischen den Stadtverwaltungen gekommen ist, geht es vor allem in Bad Vilbel darum, Lösungen zu präsentieren. Die können das Stauproblem wohl nicht vollständig beseitigen, es aber zumindest abmildern.
Bad Vilbel. Als die Bürgermeister Conny Rück (SPD, Schöneck), Klaus Büttner (SPD, Niederdorfelden) und Stadtrat Rainer Vogel (Grüne, Nidderau) kürzlich Kreppel an im Stau stehende Autofahrer auf der L 3008 zwischen Niederdorfelden und Bad Vilbel verteilten, fühlte sich Bad Vilbels Erster Stadtrat Sebastian Wysocki (CDU) schon etwas übergangen. Denn eigentlich war diese Aktion als gemeinsame Sache geplant – mit einem anderen Hintergrund.
„Wir hatten damals in der Arbeitsgemeinschaft Nahverkehr eine derartige Aktion besprochen, wollten die Autofahrer damit auf die Möglichkeit hinweisen, die Niddertalbahn als Alternative zu nutzen“, sagt Wysocki. Denn damit wollten die vier Kommunen Druck auf das hessische Verkehrsministerium ausüben, sich noch mehr dem Ausbau des Stockheimer Lieschens zuzuwenden.
Es gibt Zwangspunkte
Denn die Elektrifizierung und bauliche Erweiterung der Bahnstrecke sieht Wysocki als einen der entscheidenden Faktoren an, das tägliche Stauproblem durch Bad Vilbel und bis Niederdorfelden zu lösen. Das übrigens auch Gronau und Niederdorfelden selbst betrifft, wie Wysocki weiß. Der in Gronau wohnende Politiker sieht jeden Morgen viele Autos mit MKK-Kennzeichen durch den Ortskern fahren, weil diese zumindest einen Teil des Staus umgehen wollen. „Wir nehmen die Thematik in diesem Gebiet sehr ernst“, verweist er noch einmal auf die Vorwürfe der beiden Bürgermeister und des Stadtrats, dass Bad Vilbel hier zu wenig unternehme. Doch es gebe „Zwangspunkte“, an denen man nicht vorbeikomme. Auch bei voll ausgebauter L 3008 und B 3 sei dies etwa Frankfurt als Staufaktor. In Bad Vilbel ist dies natürlich die Büdinger Straße.
Wysocki erinnert daran, dass die Stadt Bad Vilbel seit 30 Jahren für Umgehungen kämpfe. Die Nordumgehung habe sie alleine vorfinanziert. „Schon seit Jahren gibt es Überlegungen, wie man das Problem am Flaschenhals in den Griff bekommen kann“, betont Wysocki. Der wäre auch geblieben, wenn der verschwenkte Tunnel kurz vor der Kreuzung Büdinger und Friedberger Straße breiter gestaltet worden wäre. Was wegen der Besitzverhältnisse der Grundstücke aber nicht möglich gewesen sei. Es habe die Überlegung gegeben, die Straße durch eine rote Mischspur, die je nach Belastung in die eine oder andere Richtung freigegeben werden kann, zu verbreitern. Doch Privathäuser, der Rewe-Markt, Hassia und die Moschee stießen eng an die Straße heran, der Bürgersteig sei ohnehin schon schmal. „Es ist kein Platz“, fasst Wysocki zusammen.
Eine weitere Idee war es, den Tunnel über die Kreuzung hinaus zu verlängern. „Doch wo ist dann Platz zum Abbiegen?“, fragt Wysocki . Zumal der Tunnel dann in der Büdinger Straße auch noch mit einem unterirdischen Transportweg der Hassia kollidieren würde.
Wenig Mitspracherecht
Ein anderer Tunnel allerdings wäre eine wirkliche Alternative. Der geplante Riederwaldtunnel, der die A 66 und die A 661 verbinden soll. Derzeit ist ein Baubeginn für Ende 2019 vorgesehen, die Bauzeit wird auf sieben Jahre geschätzt. Eine andere Alternative sieht Wysocki darin, die B 521 auszubauen. Dann müsste sie vielleicht auch nicht den Knick an der Musterhausausstellung südlich des Heilsbergs nehmen, sondern könnte sinnvoller geführt werden.
Ein wenig Entlastung
Doch hier habe Bad Vilbel wenig Mitspracherecht, die Straße verlaufe in diesem Gebiet zum allergrößten Teil auf Frankfurter Terrain. Von der Freigabe der Nordumgehung Karben in Richtung Heldenbergen verspricht sich Wysocki auch etwas Entlastung, allerdings nicht entscheidend für die Büdinger Straße.
Keine schnelle Lösung also in Sicht? Vielleicht doch. Denn wie Wysocki erläutert, laufen derzeit eine Machbarkeitsstudie und eine Simulation, um das Problem an der Wurzel zu packen. Weil dazu noch einige Gespräche unter anderem mit Hessen Mobil ausstehen, will der Stadtrat noch nicht auf Details eingehen. Doch geht es darum, durch eine neue Koordinierung der Ampeln rund um die Kreuzung Friedberger und Büdinger Straße Haupt- und Nebenstrecken leistungsfähiger zu gestalten. Und auch der Vilbus, der ja im gleichen Stau steht, soll davon profitieren.
„Ziel ist es, nicht nur den Durchgangsverkehr zu entlasten, sondern auch den innerstädtischen Verkehr im Auge zu behalten“, sagt Wysocki. Sollten die Ergebnisse der Studien ausfallen, müsste die Angelegenheit noch durch die politischen Gremien. Denn schließlich müssten für Umbauten Gelder in den Haushalt eingestellt werden. „Dadurch wird vielleicht nicht alles gut, aber doch ein Stück entspannter“, hofft Wysocki.