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Täglich 200 Tonnen Ziegel – Keraform produziert Spezialitäten für Hausbau – Ton kommt aus Oberdorfelden

Bad Vilbel. Von der Autobahn aus ist er gut sichtbar, wirkt wie ein Bad Vilbeler Wahrzeichen. Und wer nach Massenheim einbiegt, fährt zwangsläufig auf ihn zu. Die Rede ist vom Schornstein der Firma Keraform. Dieses Gebilde aus gekacheltem Backstein schießt wie ein Spargel aus der Halle der Ziegelproduktion in die Höhe und ragt weit über die Dächer der Stadt. Durch ihn entweicht die Luft aus dem bis zu 1000 Grad Celsius heißen Tunnelofen im Herzen der Produktionsstätte für Spezialziegel.

Was aber unterscheidet die Bad Vilbeler Ziegel von ganz normalen? Geschäftsführer Michael Strauch (37) erklärt: „Es sind Schalungssysteme für konstruktive Schwachpunkte am Haus.“ Keraform produziert nicht wie andere Ziegelhersteller quadratische Ziegel, die überall beim Hausbau eingesetzt werden, sondern U- und WU-Schalen-Ziegel, mit denen sich selbst große Maueröffnungen leicht überbrücken lassen. Zusätzlich erreichen die Deckenrandschalen durch ihr spezielles Lochbild eine höhere Wärmedämmung als normale Ziegel.

Auf das besondere Produktionsprogramm ist Strauch, der seit sieben Jahren Geschäftsführer bei Keraform ist und seinen Vater in diesem Posten ablöste, stolz, denn das sei einzigartig. Den Weg vom losen Ton bis hin zum fertigen Ziegel durchläuft das Produkt in der 30 Jahre alten und 10 000 Quadratmeter großen Backsteinhalle in der Mitte des drei Hektar großen Keraform-Geländes.

Den Fertigungsprozess überwacht Betriebsschlosser Guido Theissen an der elektrischen Kontrollstation. Die Größe der noch weichen Ziegelrohlinge wird dort überprüft, bevor sie in die Trockenkammer kommen. In den vier Trockenkammern, wo eine Temperatur von 20 bis 80 Grad herrscht, bleiben die Ziegel dann zwei Tage lang liegen. Die Ziegel sind sehr empfindlich. Damit sich keine Risse bilden, muss der Temperaturanstieg schrittweise erfolgen.

Automatisch transportiert der Ofenwagen die Paletten mit den Ziegeln über eine Schleuse in den Tunnelofen, das Herz der Produktionsstätte. Der Ofen funktioniert mit Klimazonen und bringt es in der heißesten auf 1000 Grad. Im vorderen Bereich werden die Ziegel aufgeheizt, im mittleren gebrannt, im hinteren abgekühlt. Ein Ofendurchlauf dauert 24 Stunden.

200 Tonnen an gebrannten Ziegeln gehen bei Keraform jeden Tag übers Band. 18 Mitarbeiter sind an dem Produktionsprozess beteiligt. Vom losen Ton bis zu den verpackten Ziegeln wird alles vor Ort gemacht. Etwa ein Drittel des Tons kommt aus der eigenen Tongrube bei Oberdorfelden.

Alle Ziegel seien wärmedämmend, zusätzlich hochbelastbar und, an den Wärmebrücken im Deckenrand eingesetzt, energiesparend. „Die Schwachstellen beim Hausbau rücken immer mehr in den Fokus“, erklärt Strauch. Seitdem stellt Keraform diese Spezialziegel her. Das Interesse an Umwelt- und Klimaschutz habe zugenommen. Die Energieersparnis hänge auch von der Komplettdämmung des Hauses ab.

In Massenheim werden seit 1898 Ziegel produziert. 1936 übernahm Michael Strauchs Großvater den Betrieb.