Bad Vilbel. Von einem Massen-Gentest erhofft sich die Friedberger Kriminalpolizei neue Spuren im Fall der vor Monaten an der Nidda gefundenen Babyleiche Magdalene. Alle bisher verfolgten Fährten sind im Sand verlaufen.
Post von der Polizei erhalten in den nächsten Tagen 1500 Frauen aus der Kernstadt, dem Heilsberg und Massenheim. Sie sollen auf freiwilliger Basis eine Speichelprobe im Feuerwehrstützpunkt Am Sportfeld abgeben. Damit möchten Staatsanwaltschaft und Polizei Spuren finden, die zu der Mutter des am Nidda-Ufer gefundenen toten Säuglings führen.
Das Baby war am Donnerstag, 27. Mai, gegen 18.15 Uhr gefunden worden. Der Fundort liegt am flussabwärts linken Ufer in Verlängerung der Wiesenstraße. Nach ersten Einschätzungen war die Mutter in der 32. bis 36. Kalenderwoche schwanger, als das Kind geboren wurde. Gerichtsmediziner stellten fest, dass das Baby nach der Geburt noch gelebt hat. Eindeutige Erstickungszeichen wurden festgestellt.
Unter dem Namen „Magdalene“ wurde das Baby am 8. Juni in Bad Vilbel unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt. In den folgenden Wochen ergab sich nicht die erhoffte „heiße“ Spur.
Zunächst hatte die Polizei nach Hinweisen aus der Bevölkerung nach einer Frau gesucht, die in einer Apotheke eine Wöchnerinnenbinde verlangt habe. Auch nach einer Frau mit osteuropäischem Akzent wurde gefahndet. Alle Hinweise seien inzwischen recherchiert worden, teilt Polizeipressesprecher Jörg Reinemer mit. Eine Frau habe sich selbst als Stammkundin einer Apotheke gemeldet. „Wir haben keine heiße Spur mehr“, räumt Reinemer ein.
Nach gründlicher Vorbereitung wollen die Ermittler die Mutter nun mit Hilfe eines Massentests finden, da die DNA der Mutter eindeutig festgestellt werden konnte. Erfahrungsgemäß stamme die Täterin zu 90 Prozent aus dem näheren Umfeld des Tatorts, so Reinemer. Für den Gentest haben die Ermittler etwa 5000 Frauen registriert. Diese sind von 15 bis 45 Jahre alt, stammen aus der Kernstadt, Massenheim und dem Heilsberg. Auch vorübergehend dort Wohnende wie Rehabilitanden des Berufsförderungswerks sollen angeschrieben werden. Für die erste Staffel der Untersuchungen wurden 1500 Frauen ausgewählt. Sie werden vom 13. bis 21. November Gelegenheit haben, eine Speichelprobe abzugeben. Zu den vier ermittelnden Beamten der Friedberger Kripo kommen während des Gentests noch weitere 16 Kollegen. Bei der Speichelprobe wird ein steriler Wattetupfer aus einem Röhrchen entnommen, mit diesem werden aus der Mundhöhle von der Mundschleimhaut Hautpartikelchen abgerieben. Dies dauere kaum zehn Sekunden und sei vollkommen schmerzfrei und ungefährlich, erklärt Reinemer. Danach werde der Wattetupfer in das Röhrchen zurückgesteckt. Die Proben werden im Gerichtsmedizinischen Institut Münster untersucht. Sollte es zu Übereinstimmungen kommen, werden die DNA-Proben im Wiesbadener Landeskriminalamt (LKA) weiter ausgewertet. Die Auswertung wird zwei bis drei Wochen dauern. Die DNA-Probe wird unmittelbar nach der Entnahme anonymisiert, mit einer fortlaufenden Nummer versehen und ins Labor geschickt. Nach der Untersuchung wird das DNA-Identifizierungsmuster mit dem der unbekannten Mutter verglichen. Bei einem negativen Ergebnis erfolgt die sofortige Vernichtung der Speichelprobe und des DNA-Identifizierungsmusters. Eine Speicherung des DNA-Musters in einer Datei und ein Abgleich mit anderen Strafverfahren erfolgt nicht.
Der Start des Massen-Gentestes von Frauen findet im Feuerwehrstützpunkt, Am Sportfeld 6, statt und beginnt am 13. November. Zusätzliche Polizeiinformationen unter der Website www.magdalene-bad-vilbel.de.