Die Stromkunden der Stadtwerke müssen vermutlich auch bald mehr für den kostbaren „Saft“ aus der Steckdose bezahlen.
Bad Vilbel. Wie viel mehr das sein wird und ab, das ließ Stadtwerke-Geschäftsführer Ralph Franke vorerst allerdings noch offen.
Eine Entscheidung falle, sagte er, nachdem sich die Bundesnetzagentur bei einem für Anfang Dezember geplanten Treffen auf die Höhe der Umlage festgelegt haben werde. Fest steht bereits: Die Oberhessischen Versorgungsbetriebe (Ovag) aus Friedberg werden den Strompreis zum 1. Februar 2012 um durchschnittlich 3,90 Euro pro Monat erhöhen. Schuld daran ist aus Sicht der Energieversorger die neue, staatlich verordnete Sonderkundenabgabe.
Sie entlastet die „stromintensive“ Großindustrie, die von den Netzentgelten befreit wird, und belastet die anderen Verbraucher.
„Die Umlage beträgt 0,75 Cent brutto pro Monat“, teilt Ovag-Vertriebsleiter Holger Ruppel mit. Und rechnet vor: „Allein diese Umlage führt etwa bei einem Verbrauch von 4000 Kilowattstunden im Jahr zu Mehrkosten von 2,50 Euro monatlich“. Die Preise wären stabil geblieben, gäbe es die neue staatliche Abgabe nicht, unterstreicht Ovag-Vorstand Rainer Schwarz. Und Franke sagt: „Ohne die neue Abgabe würde der von uns gelieferte Strom nicht teurer“.
Durch die von der Bundesnetzagentur (BNetzA) festgelegte Sonderkundenumlage nach Paragraf 19, Absatz 2 der Stromnetzentgeltverordnung (StromNEV) soll laut Beschlussentwurf der Bundesnetzagentur energieintensive Industrieunternehmen, die jährlich mindestens 7000 Benutzungsstunden aufweisen und mehr als zehn Gigawattstunden verbrauchen, von Netzentgelten befreit werden. Damit soll die Wettbewerbsfähigkeit dieser Unternehmen trotz des zu erwartenden Anstiegs der Energiekosten gesichert werden.
Mit solcher Entlastung der Industrie sind die Stadtwerke nicht einverstanden. Dr. Ralph Franke, Geschäftsführer der Stadtwerke Bad Vilbel GmbH, spricht dazu Klartext: „Es kann nicht sein, dass eine vollständige Entlastung der energieintensiven Industrie allein von den Haushalten und den kleineren Gewerbekunden getragen wird.“ Bei der derzeit angedachten Konstruktion müssten die Stadtwerke die Umlage an ihre Kunden weiterreichen, erklärt er. (zlp)