Gerade schien alles ins Lot zu kommen, doch nun die nächste Hiobsbotschaft zum Bau der Karbener Nordumgehung: Der Main-Kinzig-Kreis blockiert jetzt den Ausbau der Anschlussstrecke nach Heldenbergen.
Karben/Nidderau. „Nordumgehung ins Nichts?“ Die Schlagzeile in der Frankfurter Neuen Presse vom 14. August 2014 rüttelte seinerzeit Bevölkerung und Politiker in Karben auf. Denn rechtzeitig zur Eröffnung der Karbener Nordumgehung Ende nächsten Jahres droht die neue Straße gleich fast sinnlos zu werden. Just dann soll die Anschlussstrecke nach Heldenbergen saniert werden. 18 Monate lang!
Das könne nicht sein, monierte Bürgermeister Guido Rahn (CDU) die fehlende Koordination der Projekte. Den Ausbau der Kreisstraße zwischen Groß-Karben und Heldenbergen müssen die beiden Landkreise bezahlen. Sie planen zwar schon lange daran und hatten stets beteuert, die Bauarbeiten natürlich sinnvoll abstimmen zu wollen. Doch das gilt nun nicht mehr.
Dabei hatte Wetterau-Landrat Joachim Arnold (SPD) schon vergangenen August versprochen, dass der Wetteraukreis das für später geplante Projekt vorziehe. „Wir könnten dieses Jahr beginnen“, bestätigt Arnolds Sprecher Michael Elsass. Das Geld stehe bereit. Lediglich mit der Stadt Karben gebe es noch Probleme, weil diese trotz fünf Rückfragen noch immer nicht auf einen Finanzierungsvorschlag zum Bau des die Straße begleitenden Radweges reagiert habe.
Andere Prioritäten
Das aber scheint nicht das größte Problem zu sein. Denn die Strecke verläuft ab dem Marienhof auf Nidderauer Gemarkung. Also muss hier der Main-Kinzig-Kreis zahlen. Macht er aber nicht: „Aus dem Main-Kinzig-Kreis stehen dafür kurzfristig keine Mittel zur Verfügung“, erklärt Kreis-Sprecher Frank Walzer. Die Gelder seien insgesamt nur sehr begrenzt und „mehrere Projekte“ hätten im MKK „klare Priorität“, aber nicht die Kreisstraße von Nidderau nach Karben.
Wann der Kreis das Geld bereitstellen könne, vermag Sprecher Walzer aktuell nicht sagen. Auch beim Land, das den Ausbau im Auftrag der Kreise ausführen soll, zuckt man nur mit den Schultern. „Wir können nicht sagen, wann damit begonnen wird“, sagt Alexander Pilz, Bevollmächtigter der Landesstraßenbehörde „Hessen Mobil“. „Die Gelder müssen die Kreise freigeben“, sagt Pilz. Nur auf einer Kreisseite zu bauen mache keinen Sinn. „Dann dauert die Sperrung ja noch länger.“ Und wegen der geringen Straßenbreite könne nur unter Vollsperrung gebaut werden – und das dauere eben voraussichtlich anderthalb Jahre.
Was bedeutet: Das Erlebnis einer schnellen Fahrt zwischen Bad Homburg und Nidderau via Karben werden die Autolenker nach Eröffnung der Nordumgehung Ende 2016 wohl nur kurz erleben. Falls überhaupt. Denn die „Nordumgehung ins Nichts“ scheint doch Realität zu werden.
Sauer reagiert Wetterau-Landrat Joachim Arnold (SPD) darauf. Er habe Hessens Verkehrs-Staatssekretär Mathias Samson (Grüne) angeschrieben und um eine Lösung gebeten, so Arnold. Notwendig wäre es gewesen, dass der Main-Kinzig-Kreis in gleichem Maße wie der Wetteraukreis „die notwendige Flexibilität an den Tag gelegt und das Land ebenfalls etwas Kreativität gezeigt hätte“, schimpft Joachim Arnold jetzt. Die Landesregierung habe eine vorgeschlagene Finanzierungslösung vom Tisch gewischt.
„Wir haben das Thema abgehakt“, reagiert Karbens Bürgermeister Guido Rahn (CDU) mit einem Anflug von Resignation auf die Nachricht. „Wenn man das im Main-Kinzig-Kreis nicht will, dann ist es eben so.“ Die Karbener hätten die diversen anderen Bauprojekte nun sinnvoll miteinander vertaktet. (den)