Karben. Mit insgesamt 39 Stolpersteinen wird nun in Karben an die früheren jüdischen Bewohner in den Stadtteilen erinnert. In Burg-Gräfenrode und Okarben wurden am letzten Wochenende vom Kölner Künstler Gunter Demnig 15 Stolpersteine vor jenen Häusern in den Bürgersteig eingelassen, in denen jüdische Bürger bis zur Vertreibung oder Deportation durch die Nationalsozialisten wohnten.
Wie bereits zuvor, so beteiligen sich auch an diesen Verlegungen wieder viele Menschen. Der DGB-Chor aus Frankfurt stimmt ein Lied an. Die ersten Steine werden an dem Samstagnachmittag in der Freihofstraße 1 in Burg-Gräfenrode eingefügt. Drei Stolpersteine erinnern hier fortan an die Eheleute Alex und Recha Kirschberg – sie war in diesem Haus geboren – sowie an ihre Tochter Klärchen. Klärchen konnte mit einem Kindertransport nach England fliehen. Ihre Eltern wurden im Ghetto Minsk ermordet. In der Weißenburgstraße 1 werden fünf Steine zur Erinnerung an Familie Löwenberg eingelassen. Auch in der Ilbenstädter Straße 10 wird mit zwei Steinen an weitere Mitglieder der Familie Löwenberg erinnert. So war Julius Löwenberg der letzte Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Burg-Gräfenrode und ist auf dem Friedhof beigesetzt. Ehefrau Dora Rosa und Tochter Margot wurden nach Kaunas deportiert und ermordet. Vor dem Haus Berliner Straße 18 lässt Demnig einen Stolperstein ein, der an Lina Jakob erinnert, die ebenfalls in Kaunas ermordet wurde. Linas jüngerer Schwester Frieda gelang mit ihrem Ehemann, dem Vilbeler Arzt Ludwig Szametz, über Palästina die Flucht in die Vereinigten Staaten.
In Okarben werden in der Großgasse 1 zwei Steine zum Erinnern an Familie Grünewald verlegt. In der Hauptstraße 55 erinnern künftig zwei Steine an Adolf und Selma Kahn, die 1942 nach Lublin deportiert und dort in einem KZ ermordet wurden. Bürgermeister Roland Schulz (SPD) und Pfarrer Eckart Dautenheimer mahnen in Ansprachen, das Geschehene nicht zu vergessen. Verena Fingerling, Nadine Menzl, Sofia Redeker, Caroline Ritz und Victoria Weitzel – Schülerinnen der Kurt-Schumacher-Schule – erinnern vor den Häusern an das Leben der einstigen Bewohner und sprechen ein Grußwort des Frankfurter Rabbiners Andrew Steimann; Schülerin Henryke Heuer spielt Klarinette. Auch Schüler der Okärber Grundschule lesen Sätze zu den Schicksalen der Opfer vor.
An den Verlegungen in beiden Stadtteilen nehmen jeweils bis zu 100 Menschen teil. „Diese Orte des Gedenkens geben auch dann noch Zeugnis ab, wenn die Überlebenden des Holocaust längst verstummt sind“, mahnt die Stadtverordnetenvorsteherin Ingrid Lenz (CDU). (kre)