Karben. Heinz Jörg ist ein alter Okärber. Er trägt jede Woche Zeitungen aus und kennt deshalb jeden Weg und jede Straße. »An 38 Stellen sind die Gehwegplatten zerbrochen«, sagt er, und die Umstehenden nicken. Die Zuhörer sind Teilnehmer der ersten Demonstration für die Sanierung des Stadtteils. Auf dem Platz vor der Apotheke haben sich an diesem Samstagvormittag einige Dutzend Okärber versammelt. Der 78-Jährige hat sie zusammengetrommelt, hat bei der Polizei diese Demo angemeldet. Die ist denn auch mit einem Streifenwagen an der Sparkasse dabei.
»Die Holperpisten in Okarben sind gewaltig«, wettert Heinz Jörg. Ortsvorsteher Karlheinz Gangel hätte ihm sicher beigepflichtet. Denn in der Ortsbeiratssitzung im vergangenen November hatte sich der CDU-Politiker schon mal mächtig empört, als es um den Haushalt 2020 ging. Da seien »keine speziellen Positionen für Okarben zu erkennen«. So stünden im Haushalt 30 000 Euro für die Sanierung von Gehwegen. Ein Sammelposten, wie sich herausstellte. Gangel, an diesem Samstag nicht mit von der Partie, berichtete über Stürze auf den Gehwegen.
Millionen fließen in andere Stadtteile
Mächtig angefressen sind die Okärber auch darüber, dass mit dem vierten Abschnitt der Sanierung der Hauptstraße noch immer nicht begonnen wurde. Heinz Jörg zählt auf, dass der erste Abschnitt schon 1993 realisiert worden sei, 2001 sei die Bahnunterführung gebaut worden. Alles damals unter SPD-Bürgermeistern.
Ab 2007 habe ein Dreierbündnis aus CDU, Freien Wählern und FDP die Stadt regiert. »Ab da ist in Okarben nicht mehr viel passiert«, schimpft der Initiator. Das WC im Bürgerhaus sei saniert worden, dort habe es auch neue Vereinsräume gegeben und ein Urnenrondell auf dem Friedhof sei errichtet worden. »Doch sonst herrscht in Okarben Stillstand«, sagt er unter dem Beifall der Zuhörer.
Irgendwie kämen sich die Okärber abgehängt vor, zumindest hätten sie das Gefühl, »immer als letzte dranzukommen«. Bereits im Oktober 2017 habe der CDU-Fraktionschef Mario Beck gesagt, das Land werde die Karbener Ortsdurchfahrten erneuern. »Bei uns in Okarben ist bis heute nichts passiert.«
Gerade im aktuellen Haushalt flössen Millionen nach Petterweil »und auch noch erhebliche Summen nach Rendel«. Zudem werde die Sporthalle in Kloppenheim saniert. »Bei unserer Sporthalle tut sich nichts.«
Heinz Jörg berichtet, er habe 86 Unterschriften in Okarben gesammelt. So viele Mitglieder habe auch die Bürgerinitiative. Ein weißes T-Shirt mit der Aufschrift »Jetzt! Wann dann?« hat er sich anfertigen lassen.
Und Jörg nennt er die Forderungen der BI: Eine Dringlichkeitssitzung des Ortsbeirats Okarben in den nächsten drei Wochen, die Erneuerung und Absenkung der Gehwege im Stadtteil, den Bau des 4. Abschnitts der Hauptstraße, eine Lampe am alten Friedhof, die Sanierung der Gehwege auf dem Friedhof sowie einen behindertengerechten Aufgang zum Bürgerhaus.
Eines der Hauptthemen ist der Friedhof
Ein Thema ist auch der Friedhof. »Ich habe mir mal alle Karbener Friedhöfe angeschaut, unser sieht am schlechtesten aus«, kritisiert Heinz Jörg weiter.
Gerald Schulze, stellvertretender Ortsvorsteher und SPD-Stadtverordneter, sagt, der Bürgermeister habe ihm »in die Hand versprochen«, dass im nächsten Jahr der vierte Abschnitt der Hauptstraße saniert werde. Was den Friedhof angehe, habe er die Kritikpunkte immer wieder vorgetragen. »Wir wollen den Friedhof so haben wie in Roggau«, so Schulze.
Das scheint in der Tat ein wichtiger Punkt zu sein. Denn während der Diskussion meldet sich Bürger Herbert Wiechert zu Wort. »Den Gehweg hat die Stadt mit Schottersteinen aufgefüllt. Es sieht dort aus, als wolle man Eisenbahnschienen verlegen.« Er regt sich ebenso darüber auf, dass in der verlängerten Untergasse keine Hecke geschnitten werde. Er habe das in das Ereignis- und Anregungmanagement der Stadt eingetragen. »In vier Jahren ist nichts passiert.«
Es gibt nur einen, der an diesem Vormittag dagegenhält: der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, Thorsten Schwellnus. »Mich wundert, dass es aus dem Ortsbeirat heraus keinen Änderungsantrag gab, als es um das Investitionsprogramm ging. Da hätten sie doch die Möglichkeit gehabt, für Okarben klare Forderungen zu stellen, welche Wege abgesenkt und saniert werden sollten« Dennoch sei es gut, dass sich die BI gegründet habe. »Dann wird der Druck auf die Stadt größer.«