Nidderau. Ein ganzes Jahrhundert lang haben die Heimatfreunde Windecken mit mehreren Generationen viel getan, um ihr Städtchen lebens- und liebenswert zu gestalten. Wenn das kein Grund zum Feiern ist. Zum Ausklang des Jubiläumsjahres stand am Wochenende die Akademische Feier mit einem Mundartabend an. Das Motto: „Honnerd Juhr – un kaa bissi leise.“
Hinter leisen Tönen musste sich der Heimatverein auch nie verstecken. Die gelebte Freundschaft mit der thüringischen Stadt Gehren oder die Ausrichtung und Teilnahme an zahlreichen örtlichen Veranstaltungen – die Heimatfreunde waren und sind mit rührigen ehrenamtlichen Helfern stets dabei.
Die Stadtführungen von Heinrich Quillmann waren und sind Publikumsmagnete. Die von Josef Rosenthal ins Leben gerufenen Mundartabende und die „Fröhlichen Kaffeenachmittage“ mit Lesungen und Musik im Museumscafé erfreuen sich großer Beliebtheit – auch wegen der köstlichen Kuchen. Museumsnächte für Kinder und Ausstellungen lockten hunderte Besucher auf den Plan. 1910 hatte sich ein Verein mit dem Namen „Heimatfreunde Windecken“ gebildet. Die Aufstellung einer Ruhebank im April unter dem Wartbaum hoch über dem Städtchen war eine der ersten Aktionen. In der ein Jahr später festgelegten Satzung wird unter dem Vorsitz des damaligen Bürgermeisters Wilhelm Schlegel als Ziel unter anderem „die Pflege des Wartbaums und seiner näheren Umgebung als Aussichts- und Fernsichtpunkt“ angegeben.
Ebenfalls im Jahr 1910 beschlossen unabhängig von diesem Verein mehrere Männer, einen Aussichtsturm am Wartbaum aufzustellen. Man startete eine Spendensammlung und nannte sich „Verschönerungsverein Windecken“. Im Januar des folgenden Jahres wurde in der konstituierenden Sitzung der Bäckermeister Philipp Spielmann zum Vorsitzenden gewählt. Eine Namensänderung wandelte den Verein nun zum „Verkehrs- und Verschönerungsverein Windecken“.
Der Turm wurde bis heute nicht gebaut, die letzte Versammlung fand im Oktober 1915 statt. Bis 1953 ruhte der Verein. Nach der Neugründung wurde Konrad Koch Vorsitzender. In seine Amtszeit fallen nachhaltige Aktionen wie die Umgestaltung des Wartbaumareals und die Eröffnung des Heimatmuseums im März 1959 im Erdgeschoss des Rathauses. Aus dem „Verkehrs- und Verschönerungsverein“ wurde 1979 der Verein „Heimatfreunde Windecken 1910“.
Wegen Umbauten des alten Rathauses lagerten die Museumsbestände ab dem Jahr 1987 vorübergehend in Ostheim. 1991 erhielten die Heimatfreunde dann den Schlüssel für ihr neues Heimatmuseum in der Hospitalstraße. Zwei Jahre später übernahmen sie die Verwaltung im renovierten „Alten Spital“. Dies beherbergt nicht nur das Museum, sondern auch das Museumscafé. Die Heimatfreunde engagieren sich bei Führungen in Stadt und Land, pflegen und erhalten Denkmäler und Brauchtum. Ihre Museumshefte sind viel beachtete Publikationen und die Sonderausstellungen erfreuen sich großer Beliebtheit. Das kürzlich eingeweihte, frisch restaurierte „Gewölbe zur Heiligen Elisabeth“ dient neuerdings als weiterer Trausaal der Stadt Nidderau – zur Freude des derzeitigen Vorsitzenden Bernd Siebel. Er und das Vorstandsteam sowie ehrenamtliche Helfer leisten unermüdlich ihren Einsatz für ein lebendiges Lebensumfeld in Windecken.
„Woas Birjersinn su alles schaffd, ohne vill Uffhewens, aus ajener Krafd, doas gehierd emool erausgestelld, weils wischdisch es en dere Weld“, dichtete die Mundartdichterin Annita Rosenthal zum vierzigsten Bestehen seit der Neugründung. Eine Aussage, die auch weiterhin gilt.