Sie ist Werbedesignerin, malt lebensfrohe mollige Frauen und betreut Demenzkranke – Ute Ringwald ist eine der „starken Frauen“, die sich bei der Bürgeraktive vorstellt.
Bad Vilbel. „Ich bin ein sehr positiver Mensch, bei mir ist das Glas halbvoll, nicht halbleer“, sagt Ute Ringwald. Sie sitzt im Café des Hauses der Begegnung Eva Raboldt gegenüber, der Koordinatorin der Bürgeraktive. In deren Reihe „Starke Frauen“ gibt sie eindrucksvolle Einblicke in ihre kontrastreichen Aktivitäten. Bis vor kurzem habe sie als Kunstpädagogin mit Dementen gearbeitet, das sei faszinierend gewesen, erinnert sie sich. „Man kann mit kleinen Impulsen so viel bewegen“ – Herbstblätter fühlen lassen, malen.
„Im Hier und Jetzt auf die Leute einzugehen“, für Ringwald eine andere Welt, sie arbeitete als Werbedesignerin, „da muss man 200 Prozent leisten“. Ein Werbedreh für „Bärenmarke“ fand in einem Park in Madrid stattfand, wo es im Herbst noch nach deutschem Sommer aussah. Von Madrid habe sie nur eine Halle im Industriegebiet gesehen. Am Ende kamen 20 Sekunden Werbung heraus. Für „Caro Kaffee“ ging es zu masurischen Feldern. Das musische habe schon ihre Kindheit geprägt, erinnert sie sich. Aufgewachsen im Schwarzwald, die Eltern Lehrer, die Mutter Malerin, habe sie schon früh selbst zu zeichnen begonnen. Lange Zeit nur privat, als Ausgleich zur Arbeit für die Werbung. „Nur für mich, um die Gedanken fließen zu lassen, frei zu sein.“
Dann, 2003, rief ihre Schwester an, bat um Bilder für eine Ausstellung in der Pfalz. So entstanden die ersten Aquarelle lebensfroher, draller Frauen. „Ich fange mit Kugeln an, die Arme und Beine sind Ellipsen“, Runde Formen stünden für mehr Sinnlichkeit und Fröhlichkeit. Inzwischen hat sie nicht nur in Bad Vilbel eine Fangemeinde, postet täglich Motive auf Facebook. Die farbenfrohen Frauen füllen auch den Kalender „Pralle Leselust 2015“. Die gestochen scharfen Aquarelle machten die Zuhörerinnen neugierig. Wie das mit den Wasserfarben gehe, sie müsse immer so lange warten, bis das Bild trockne, fragte eine Besucherin. Sie verwende fast trockene Pigmente, antwortete Ringwald, manchmal nehme sie auch Farbe mit dem feuchten Pinsel wieder weg. Doch die Bilder entstehen nicht erst beim Zeichnen, sondern vorab im Kopf: „Das ist dann wie ein Ausmalbild.“
Dafür hat Ringwald jetzt mehr Zeit. 2005 hatte sie sich als Designerin selbstständig gemacht, 2009 hätten die Firmen die Aufträge storniert, eigene Abteilungen aufgebaut. „Ich hatte viel Zeit und sagte mir: Ich mal’ jetzt.“ Inzwischen wurde eines ihrer Bilder sogar in einem mexikanischen Frauenzentrum prämiert. Das Motiv? „Unter einem Baum tummeln sich nackte Frauen, auf einem Ast sitzt eine und isst einen Apfel.“ „Woher nimmst du die Kraft?“, fragte Raboldt. „Weil ich meinen Weg gefunden habe – das bin ich“, entgegnete Ringwald.
Als nächste „starke Frau“ stellt sich Beate von Mackensen vom Dottenfelderhof am 25. November ab 19.30 Uhr im Haus der Begegnung, Marktplatz 3, vor