Nidderau. 1996 erschien der erste Gedichtband der Nidderauer Mundartdichterin. Für „Hosde e bissie Zeid?“ schrieb sie auf Schmierzetttel ihre Gedanken auf, die ihr im Bett, beim Bügeln oder im Wartezimmer des Arztes einfielen. 86 ihrer heiteren und besinnlichen Gedichte sind in dem Band zu finden.
Sie zeugen von ihrem großen Einfühlungsvermögen und Gespür für die Alltagsprobleme. Interessant zu lesen und gut beobachtet sind die Kindheitserlebnisse der am 27. Mai 1932 in Windecken geborenen Dichterin. Sie erzählt vom „Woarde uffs Christkindsche“, vom „Himbeer-Guzi“ und „Klicker spille“. 1200-mal wurde ihr Gedichtband bisher verkauft. Viele von Rosenthals Gedichten und Beiträgen haben mit zur Beliebtheit der zahlreichen Mundartabende in Nidderau beigetragen. „Bis in die 1950er Jahre sprachen die Einwohner von Windecken noch Dialekt“, sagt die Mundartdichterin. Annita Rosenthal legte die Mundart nie ganz ab.
1948 bekam sie in Frankfurt eine Arbeitsstelle und musste auch das Telefon bedienen. Trotz aller Mühe, die sie sich gab, verirrte sich manchmal ein Wort im Dialekt zwischen die hochdeutsch gesprochenen Sätze. In Frankfurt-Sachsenhausen lebte sie von 1958 bis 1970. 1968 heiratete sie und schenkte einer Tochter das Leben. Aufgrund von beengten Wohnverhältnissen entschloss sich das Ehepaar zur Rückkehr in die Heimat und baute in Windecken ein Haus.
1970 zogen die Rosenthals und 1971 Annitas Eltern in das neue Haus. Als ihre Eltern starben, begann sie in Mundart Gedichte zu schreiben. Bei einem Besuch in Rothenburg ob der Tauber entdeckte sie „Die zehn Gebote“ in fränkischem Dialekt und übertrug diese Idee in ihre Mundart. Auch das „Vater unser“ schrieb sie um. Danach folgten viele weitere Gedichte in Mundart. Am 2. November 1990 fand der erste Mundartabend statt. Bis 2009 wurden 17 Veranstaltungen initiiert. Das „Windecker Dialekt Wörterbuch“ mit rund 5 000 Wörtern und über 300 Redensarten, Redewendungen, Sprichwörtern und Bauernregeln fand über die Grenzen der Stadt Nidderau hinaus große Beachtung.
Der Rundfunk und das Fernsehen berichteten. Das Dialekt-Wörterbuch wurde 1995 von den Heimatfreunden Windecken herausgegeben. 2003 erschien Annita Rosenthals zweites Buch „Ach, woas ess die Weld su schie!“. Druck und Gestaltung übernahm erneut ihr Ehemann Joseph Rosenthal.
Immer wieder wird Annita Rosenthal gebeten, für Geburtstage oder Hochzeiten eine Laudatio in Dialekt zu schreiben. Darüber hinaus koordiniert die Mundartdichterin in vielen Orten des Main-Kinzig-Kreises Veranstaltungen des Mundartzirkels und bereitet diese vor. Inzwischen hat sie mit „Die Prinzessinnen-Schildkröte“ und die „Hexe Maledeia und Zauberer Drudelius“ auch zwei Märchenbücher in hochdeutscher Sprache vorgelegt. Illustriert wurden diese von Nachbarin Dietlind Nixdorf. „Als ich einmal die Büdesheimer Musikanten mit Vorträgen unterstützte, vertonte Rudolf Weidig, der Leiter des Schrammel-Quartetts, eines meiner Gedichte“, erzählt Annita. Immer wieder ist ihr Talent gefragt. So schrieb sie für eine Veranstaltung der Buchmesse „Weintrinker astrologisch betrachtet“ und trug die Geschichte auch vor.
Zu Ehren ihrer Stadt hat sie das Windecker Lied geschrieben. Nachdem sie es getextet hatte, fehlte noch die Melodie. Sie sang der Klavierlehrerin Ursula Skrzypkiewicz das Lied vor und diese schrieb die Noten auf. Damit war das Windecker-Lied geboren. Neubürgern hat sie im Frage- und Antwortspiel mit verfassten Zwiegesprächen versucht, den Windecker Dialekt nahe zu bringen.