„Trotz unterschiedlicher Bauarbeiten in den vergangenen Jahren – und Jahrhunderten – ist die Standfestigkeit der Kirchen gesichert“. Zu diesem Ergebnis kamen Experten bei jüngsten Untersuchungen. „Die Fundamente bedürfen trotzdem gründlicher Beachtung und auch die Außenerscheinung sollte überarbeitet werden“ gaben sie den Verantwortlichen der Gemeindearbeit zugleich mit auf ihren Weg.
Haben Sie es dieser Tage gelesen? – Nicht? Gut, ich auch nicht. Um welche Kirche geht es eigentlich? Es geht um die Kirche an sich. Es geht nicht in erster Linie um das Gebäude, es geht um die Einrichtung der Kirche. Sie ist tatsächlich erwiesenermaßen standfest. Trotz aller Veränderungen in ihrer Struktur und trotz vielfältiger, ernsthafter Krisen: Auch nach rund 2000 Jahren ist sie in unterschiedlicher Form in dieser Welt lebendig. Und das ist gut so! In den evangelischen Kirchengemeinden wird an diesem Wochenende in doppelter Weise gefeiert: Am Samstag ist der 31. Oktober – und da denken evangelische Christen nicht in erster Linie an amerikanisch-irische Feste, sondern an die Reformation Martin Luthers. Es dauert nicht mehr lange, bis sich der berühmte Thesenanschlag an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg im Jahre 2017 zum 500. Mal jährt. Aber der 31. Oktober ist vor allem die Erinnerung daran, dass die Kirche sich stets erneuern und entwickeln muss, um „Kirche in ihrer Zeit“ sein zu können.
Dies zu gestalten ist vorrangig die Aufgabe der Kirchengemeinden vor Ort. Es ist ein Segen, dass wir nach wie vor in unseren Dörfern und Städten Kirchengebäude und vor allem Kirchengemeinden haben! Die Verantwortung für Gottesdienste und Gemeindeleben haben die Kirchenvorstände. Sie wurden in der Landeskirche Hessen-Nassau im Juni neu gewählt und werden am Sonntag feierlich in ihr Amt eingeführt. Nicht nur in unserer Christuskirchengemeinde wird es am Sonntag einen festlichen Gottesdienst geben…
Es ist gut, dass die neu gewählten Verantwortungsträger darauf vertrauen dürfen, dass Gott seine Kirche baut und erhält. Ihre Standfestigkeit ist nicht an unser menschliches Wirken gebunden. Aber es ist schon unsere Aufgabe, ihre Erscheinung zu überdenken und das Leben in ihr zu gestalten! Wir leben in einer weitgehend weltlich gewordenen Gesellschaft. Christlicher Glaube hat in ihr viele Freiheiten, aber ist auch nur ein Sinn-Anbieter unter vielen. Wir sind daher herausgefordert, in den kommenden Jahren eine einladende Gemeindearbeit weiter zu entwickeln und damit zum Leben in der Nachfolge Jesu Christi einzuladen, Gemeinschaft unter Christinnen und Christen anzubieten und füreinander da zu sein in der Vielfalt des Lebens. Es ist gut, wenn wir uns dabei auf unsere Fundamente besinnen. Es ist gut, wenn wir zugleich bei der Gestaltung der Fassade ganz viel Kreativität, Mut und Lebensfreude beweisen.
Möge Gott alle gewählten Kirchenvorstände mit seinem Segen begleiten. Mit dieser Bitte grüßt Sie herzlich
Pfarrer Klaus Neumeier,
Ev. Christuskirchengemeinde