Bad Vilbel. Ein rauer Wind blies Stadtrat Rüdiger Wiechers (CDU) entgegen, als er im Dortelweiler Ortsbeirat vor dessen Mitgliedern das von ihm verfasste Leitbild, ein Papier für die Zukunft der Stadt Bad Vilbel, erläuterte. „Werfen Sie es in den Müll, denn es ist nichts anderes als das CDU-Wahlprogramm, das Sie nun Leitbild nennen“, forderte ihn das Beiratsmitglied Clifford Mattern von Bündnis 90/Die Grünen harsch auf.
Mattern kritisierte in seinem Redebeitrag, es werde hingenommen, wenn „Kinder an den Rand gedrängt“ würden. Im Wiecher-Konzept stehe nichts über Natur, Solarenergie und Blockheizkraftwerke. „Der Region, nicht den Städten gehört die Zukunft“, meinte Mattern. und fragte Wiechers: „Warum beteiligen Sie nicht die Bürger, indem Sie das alte Leitbild der Agenda-Gruppen weiter entwickeln?“
Ins gleiche Horn stieß auch SPD-Fraktionsvorsitzender Hajo Hisgen: „Unsere Fraktion hat überlegt, über das SPD-Programm als Alternative abstimmen zu lassen.“ Doch er zeigte sich als Realist: „Wir können die Verabschiedung nicht verhindern, weil die CDU die Mehrheit hat. Also bleibt uns nichts als zu versuchen, einige unserer Vorstellungen in den Entwurf einzubringen.“
Hisgen, Dirk Steitz für die Christdemokraten und der Ortsvorsteher Herbert Anders (CDU) nannten anschließend akkurat die drei gleichen Punkte. Sie wollen keine weiteren Baugebiete ausgewiesen haben, sondern eine Konsolidierung des Ortes erreichen, verlangen Aussagen zur Kinder- und Jugendförderung einschließlich der weiteren Verbesserung der Sport- und Freizeitmöglichkeiten sowie eine attraktive Gestaltung des Dortelweiler Platzes. Dieser, unterstreichen sie, sei der Mittelpunkt des zusammenwachsenden Ortes.
Applaus von allen Seiten erhielt Stadtrat Wiechers für seine Forderung, „den trennenden Begriff Dortelweil-West unbedingt aufzugeben“. Die Kritik am Leitbild verstand Wiechers als ein „normales politisches Spiel der Kräfte“, mit dem er gut umgehen könne. Er versicherte, er habe versucht, ein Leitbild zu schaffen, das über Wahlprogramme hinausgehe. Aspekte wie Soziales, Ökologie oder Energie seien im allgemeinen Teil außerhalb des Dortelweiler Abschnitts, der im Ortsbeirat diskutiert wurde, enthalten.
Außerdem, argumentierte er, werde das Leitbild auch noch in den Ausschüssen, Kommissionen und Agenda-Gruppen beraten. Er stimmte Mattern in der Auffassung zu, die Region müsse ganzheitlich betrachtet werden. Allerdings leiste jede Stadt mit ihren Anstrengungen für sich einen Beitrag für die Region. Die Beiträge, die noch eingearbeitet werden sollen, bezeichnete er als konstruktiv.
Der Ortsbeirat einigte sich darauf, dass die Fraktionen dem Ortsvorsteher bis zum Montag, 15. Januar, Anregungen und Änderungswünsche schriftlich zukommen lassen, damit er sie an Wiechers zur Einarbeitung weitergeben kann. Eine Neufassung soll dem Gremium erneut vorgelegt werden. (bep)