Karben. Nur Übung macht den Meister. Dies gilt vor allem, wenn man das Spielen eines Instrumentes erlernen möchte. Dafür veranstaltet die Karbener Stadtkapelle Probewochenenden in der Kurt-Schumacher-Schule. Hier treffen die Jugendlichen und erfahrene Musiker aufeinander.
Samstagmittag. Im Foyer der Kurt-Schumacher-Schule (KSS) herrscht Trubel und Gesprächsbedarf. Musiker, die Schulräume belegen, um zu proben, trinken schnell eine Tasse Kaffee und holen sich einen Snack, bevor sie sich erneut der Probenarbeit widmen. Dirigent und Vorsitzender Robert Koch von der Stadtkapelle Karben spricht von acht Orchestern, darunter drei Jugendorchestern mit 150 Jugendlichen.»Eine regelmäßige Probenarbeit ist uns sehr wichtig und wird gerne als Ganztagsangebot der Schule freiwillig wahrgenommen«, sagt er.
Die Spanne reicht von Klasse fünf bis zum Abitur. Jung und Alt haben keine Berührungsängste. Die Motivation erfolgt auf Augenhöhe.
Susanne Galisch, eine der Vorsitzenden der Stadtkapelle, spricht aus Sicht der Musikerinnen und Musiker. Sie schätzt es, dass die Dirigenten sehr viele Informationen in Bildern transportieren und Figuren eines Stückes auf humorvolle Weise vorstellen. »Das ist sehr lustig und motiviert«, sagt sie.
Beim anstehenden Frühlingskonzert greift Koch das Stück »Aquarium« auf, wo die Sicht des Fisches aus dem Aquarium heraus beschrieben wird. Die Figuren werden durch die Instrumente zum Leben erweckt. Kirstin Zeller, die dritte Vorsitzende im Verein, spricht von einem natürlichen Hineinwachsen in das Orchester. Es brauche keinen Druck, nur Gruppendynamik, wie bei den Bläserklassen. »Wir versuchen, so attraktiv wie möglich zu wirken, bieten viel Rahmenprogramm an, fahren nach Wiesbaden und Fulda zum Landesmusikfest mit 350 Musikern«, ergänzt Koch.
Für die Proben darf die Stadtkapelle die schulischen Räume nutzen. Jeder musikalische Leiter ist auch Lehrkraft an der Schule. Der Verein bemüht sich seit seiner Gründung darum, mit günstigen Beiträgen jedem Kind den Zugang zur musikalischen Bildung zu ermöglichen. 90 Schüler der Bläserklassen fünf und sechs, sagt Galisch, haben von der Stadtkapelle ein Instrument zur Verfügung gestellt bekommen. Bei einer Mitgliedschaft können zudem Instrumente gemietet werden. Einzelunterricht wird gefördert. Die gegenseitige Unterstützung im Orchester fließt in den schulischen Kontext ein. Die Begeisterung der Jugendlichen ist auf die Eltern übergesprungen. »Deshalb haben wir Ende 2020/21 eine Erwachsenen-Bläserklasse gegründet«, sagt Galisch. Schüler werden auch über »Instrumentenkarusselle« an ihr Instrument herangeführt, wobei sie zunächst alle ausprobieren dürfen. Die Schüler proben zwei- bis dreimal pro Woche im Rahmen ihres Unterrichts, einmal pro Woche nehmen sie am Registerunterricht teil.
Proben und Lernen kombiniert
Während aus einem Probenraum Musik ertönt, versucht sich Koch an eine Beatles-Nummer zu erinnern, summt laut bis ihm der Titel »I Want to Hold Your Hand« einfällt. Er hat das im Unterricht verwendet und mit einer siebten Klasse gearbeitet, sagt er. Probenarbeit wird von Eltern oft kritisch gesehen, da sie glauben, dass das Lernen zu kurz komme. Die Verantwortlichen der Stadtkapelle haben reagiert und Lernzeiten an den Probeorten eingebaut. »So verbinden wir Hobby und Schulpflichten und es gibt keinen Stress«, sagt Koch. »Außergewöhnliche und attraktive Auftritte tragen zur Motivation bei. So waren wir mit 100 Musikern beim German Bowl in Frankfurt«, sagt Galisch.
Als neues Konzertformat trat zudem das Symphonische Orchester mit einem Jugendorchester auf. Galisch erzählt vom Gruselkonzert, zeigt Erinnerungsbilder auf dem Mobiltelefon. »Das Heranführen an die Liebe zur Musik und das nach außen zu transportieren ist das Schönste, was die Stadtkapelle erreichen kann«, sagt Zeller.
Von Georgia Lori