Der Karbener Geschichtsverein feierte in diesen Tagen 50-jähriges Bestehen. Zunächst gegründet als Petterweiler Geschichtsverein wandelte er sich später zum Karbener Geschichtsverein und beschäftigt sich mit der Historie aller Karbener Stadtteile.
Karben. „Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn wir zu spät gerufen werden“, sagt Rainer Obermüller, zweiter Vorsitzender des Karbener Geschichtsvereins. So sei der Verein stets erfreut darüber, wenn ihm aus Karbener Haushalten alte Fotos und Dokumente zur Stadtgeschichte überlassen würden.
Der Karbener Geschichtsverein mit derzeit 240 Mitgliedern feiert in diesen Tagen sein 50-jähriges Bestehen. Der Verein wurde am 8. Dezember 1967 gegründet. Zwar liege der eigentliche Geburtstag somit im Dezember, „doch wegen der Vorweihnachtszeit feiern wir jetzt“, erklärt Vorsitzender Jürgen Hintz.
Der Karbener Geschichtsverein sieht eine seiner Aufgaben darin, „die Bürger zu ermuntern, Karben nicht nur als Stadt zum Wohnen und Schlafen wahrzunehmen, sondern sich mit ihrer Geschichte auseinanderzusetzen“, erklären Hintz und Obermüller.
Verständnis wecken
Gegründet wurde der Verein als Petterweiler Geschichtsverein. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten Heinz-Felix von Gruner, Helmut Goedeckemeyer und der damalige Bürgermeister von Petterweil, Albert Schäfer. Erster Vorsitzender war Walther Resch. Am 8. Januar 1982 wurde dann aus dem Petterweiler der Karbener Geschichtsverein, der von Wilfried Rausch als Vorsitzendem geführt wurde. Die weiteren Vorsitzenden waren Helmut Heide, Claus-Dieter Herzfeldt, Gerd Klein und seit 2015 Jürgen Hintz.
Er sehe es als eine wichtige Aufgabe des Vereins an, „Wissen und Verständnis von lokalen historischen Zusammenhängen bei den Bürgern zu wecken“, sagt Rainer Obermüller. Von Anfang an habe der Verein Vorträge und Ausfahrten mit historischen Zielen angeboten. Bei den Vorträgen habe es stets „hervorragende Referenten gegeben, da wurde nicht aus dem Lexikon vorgelesen“. Für ihn sei das ein Grund gewesen, 1984 dem Verein beizutreten. Vom „hohen Niveau“ der Vorträge sei er bis heute angetan, betont er. Auch die Ausfahrten zu Zielen mit historischer Vergangenheit seien bis heute sehr beliebt, „dabei können auch Nicht-Mitglieder mitfahren“, so Hintz.
Der Verein sieht sich auch als Dienstleister. So könne das Archiv von Karbener Bürgern und Vereinen gleichermaßen genutzt werden. Häufig wendeten sich Vereine an das Archiv, wenn sie Jubiläum hätten und Informationen etwa für die Festschrift bräuchten. „Wir haben 3500 Bücher und Dokumente sowie 20 000 eingescannte Artikel“, berichten Wolfgang Schlicht und Helmut Schultheiß, zuständig für das Archiv in Petterweil.
Unter den dort gelagerten Unterlagen und Dokumenten zur Geschichte der Karbener Stadtteile befinden sich außergewöhnliche Schätze wie etwa das „Rüge-Buch von 1720“ aus Burg-Gräfenrode. „Hierin steht, wer wem auf die Nase gehauen hat“, beschreibt Obermüller. Weitere historische Besonderheiten seien das „Contracten-Buch von 1732“, in dem alte Verträge verzeichnet sind, und das „Flurbuch Burg-Gräfenrode von 1812“. Die Bücher stammten vom Flohmarkt, erzählt Obermüller.
Der Museumsdienst im Landwirtschafts- und Heimatmuseum im Degenfeldschen Schloss wird im Auftrag der Stadt von 30 Ehrenamtlichen betrieben und ist in den vergangenen Jahren als weitere wichtige Aufgabe dazugekommen. Hier wird die Geschichte der Wetterau anschaulich vermittelt.
„Alle Exponate im Museum – die sich im Besitz der Stadt befinden – sind mittlerweile inventarisiert“, sagt Rainer Obermüller stolz. Der Verein würde sich über weitere Mitglieder freuen, „auch über solche, die bei der Organisation von Vorträgen und Fahrten helfen oder beim Archiv und Museumsdienst mit anpacken“.