Bad Vilbel. Mit dem Verkauf von 120 Hektar Hochtaunuswald könnte Bad Vilbel schon zum Ende dieses Jahres eine Jahrhunderte alte Tradition beenden. Die Rede ist vom Hohemarkwald und dem dazugehörigen Zweckverband. Dort ist die Stadt neben Frankfurt das einzig verbliebene Mitglied. Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) bestätigte, dass der Verkauf der Bad Vilbeler Anteile „dieses Jahr noch“ über die Bühne gehen könne. Er erarbeite jetzt gerade eine „sehr erfreuliche Vorlage“, welche den Stadtverordneten im Mai oder Juni zur Beschlussfassung vorgelegt werden könne. Dies sei möglich, nachdem die Frankfurter Stadtverordneten nun dem Ankauf der Anteile zugestimmt hätten.
Der Hohemarkverband wurde 1950 zur Bewirtschaftung des 492 Hektar großen Waldareals im Nordwesten Oberursels gegründet. Die Geschichte des Waldes reicht viel weiter zurück. Im Mittelalter war die Hohe Mark eine Waldnutzungsgemeinschaft. Urkundlich wird sie erstmals 1334 erwähnt, wahrscheinlich ist sie aber wesentlich älter. Alle Bewohner der Dörfer nördlich der Nidda hatten im Hohe-Mark-Wald Nutzungsrechte. Als Markgenosse durfte man Bau- und Brennholz aus dem Wald holen und Vieh zur Eichelmast eintreiben. 1813 wurde die Markgenossenschaft aufgelöst und unter allen Markgemeinden aufgeteilt.
Auch Massenheim zählte einst zu den Eigentümern. Die seit 1401 zu Massenheim gehörenden 39,5 Hektar Wald wurden 1978 für 650 000 Mark verkauft, wobei ein Teilverkauf an die Brunnenstadt erfolgte, weil die Stadt über Dortelweil noch eine Quote am Hohemarkwald hält. Bereits zwanzig Jahre später hatte sich der angelegte Betrag auf rund 1,525 Millionen Mark mehr als verdopppelt, bilanzierte 1999 der damalige Kämmerer Klaus Minkel. Erst kürzlich entnahmen die Massenheimer 250 000 Euro aus dem Waldgeld für den im Mai zur Eröffnung vorgesehenen neuen Kunstrasenplatz. Mit einem ähnlichen Geldsegen rechnen nun auch die Dortelweiler.
Stöhr kündigte an, dass der jetzige Erlös nach dem Massenheimer Modell verwaltet werden könne. 90 000 bis 100 000 Euro verdient der Hohemarkverband pro Jahr durch den Holzeinschlag. Einnahmequellen sind vor allem die Jagdpacht und der Holzverkauf.
Es habe zähe Verhandlungen zur Preisbemessung des Areals gegeben, zu dem auch Gutachten für fünf Häuser zählten, sagte Alfred Gangel, der Leiter des Frankfurter Liegenschaftsamtes. Über das Kaufangebot will sich Gangel nicht äußern, es kursieren jedoch Gerüchte mit einer Summe von zirka drei Millionen Euro. „Eine grobschlächtige Zahl“, kommentiert Gangel. „Wir sind klar“, betont er jedoch, die Frankfurter Stadtverordneten hätten dem Ankauf zugestimmt. Nun warte er darauf, dass Bad Vilbels Bürgermeister Thomas Stöhr nach Grünlicht vom Stadtparlament den Termin für die Vertragsverhandlungen vorschlägt. Seite 2