Karben. Der Nidda-Altarm ist seit vielen Jahren ein Sorgenkind. Denn das stehende Gewässer ist flach, und es gibt wenig Sauerstoff – eine Gefahr für die Fische. Eine Verbindung mittels eines Kanals zur Nidda sollte das Problem beheben. Anderthalb Jahre war es ruhig um das Projekt geworden. Doch nun wird bekannt: Die Stadt Karben sucht eine ganz andere Lösung.
Es ist ein Landschaftsidyll und zum beliebten Naherholungsziel geworden. Viele Spaziergänger sind am und um den Nidda-Altarm in Klein-Karben unterwegs. Die schöne Landschaft und das Gewässer mit seinen reich bewachsenen Ufern täuscht allerdings über ein massives Problem hinweg: Die Wasserqualität des Altarms ist schlecht, so schlecht, dass in der Vergangenheit einige Bemühungen unternommen worden sind, die Qualität zu verbessern.
Das Problem ist bekannt: Zu wenig Sauerstoff befindet sich im Wasser, das lässt die Fische nur schwer überleben, erst recht, wenn wieder ein heißer und trockener Sommer folgt.
Seit Jahren ist die Stadt an dem Thema dran. Einmal wurde versucht, mittels einer speziellen Technik den Sauerstoffgehalt zu erhöhen. Das ist nach Meinung der Angler gescheitert.
Im Herbst vergangenen Jahres schien die Lösung nah. Im Ausschuss legte die Stadt ein Gutachten vor, das Lösungen vorschlug, die mächtig ins Geld gehen. Zwischen 400 000 Euro und 2,4 Millionen Euro würde es kosten, eine Verbindung zur Nidda herzustellen. In dem Gutachten war die Rede von einer sogenannten Archimedischen Schraube, die den Höhenunterschied zwischen Altarm-Gewässer und dem Niddafluss ausgleichen würde. Die Ingenieure hätten laut Bürgermeister Guido Rahn herausgefunden, dass die Feinsedimente im Altarm bis in maximal 1,50 Meter Tiefe vorkommen. »Der Altarm verlandet langsam.« Der Vorschlag des Ingenieurbüros im Detail: Herstellung eines rund 1,50 Meter breiten Verbindungskanals zwischen der Nidda und dem höher liegenden Altarm. Das Wasser sollte aus der Nidda mittels der sogenannten Archimedischen Schraube in die kleine Wasserstraße gepumpt und dann in den Altarm geleitet werden.
Am anderen Ende eines 630 Meter langen und 14 bis 20 Meter breiten Altarms sollte das Wasser wieder ausfließen und in den Fluss geleitet werden. So entstünde eine Art Kreisverkehr, der zur ständigen Bewegung des Altarm-Wassers führen würde.
Wenig Begeisterung
Was aus Sicht des Ingenieurbüros erst mal gut klingt, ist in Karben auf wenig Begeisterung gestoßen. Nicht nur die Kosten haben gewundert, sondern auch der hohe technische Aufwand. Im Ausschuss hatte seinerzeit NABU-Mitglied Peter Hofmann schon die Frage gestellt, ob es nicht einfacher und günstiger wäre, eine Sickergrube zu bauen und Schilf anzupflanzen, um die Wasserqualität zu verbessern. Und auch die Ausschussmitglieder sahen noch viele ungeklärte Fragen.
Jetzt haben die Freien Wähler (FW) das Thema wieder aufgegriffen, indem sie eine Anfrage an den Magistrat formulierten. Aus der Antwort geht hervor, dass vier verschiedene (Verbindungs-)Varianten untersucht wurden, um die Wasserqualität zu verbessern und einer Verlandung vorzubeugen. Doch die Fachleute im Fachbereich Bauen der Stadt überlegen zu den vier Verbindungen eine Alternative: die klassische Variante in Form von schrittweisem Ausbaggern des Altarms. »Entscheidend für die Wirtschaftlichkeit dieser Variante ist der Verbleib des Aushubmaterials im Bereich des Altarms«, heißt es in der vom Fachbereich erstellten Antwort an die FW. Zu diesem Zweck gebe es zunächst eine Bodenanalyse des Gewässers. Dafür würden zurzeit Angebote eingeholt. Klare Antwort aus dem Fachbereich: »Die Qualität des zu verarbeitenden Bodens bestimmt die Kosten und damit den Umfang der vorgesehenen Maßnahmen.« Das Thema der Bodenqualität war auch in der Ausschusssitzung im Herbst 2019 schon einmal angesprochen worden. Laut Bürgermeister ist der Erdaushub nicht für die Düngung von Feldern geeignet und müsste auf einer Deponie entsorgt werden.
Wie es mit dem Altarm weitergeht, wird sich im Frühjahr herausstellen. Die Ergebnisse der Bodenuntersuchung sollen im Mai vorliegen. Aber eines scheint aktuell sicher: Die Archimedische Schraube scheint vom Tisch. Von Holger Pegelow